Circus Knie 2024

Am Freitag, 15. März 2024 machten sich 64 Artisten aus 13 Nationen in Rapperswil auf zur neuen Saison des Schweizer Nationalcircus Knie. Als Solokünstler erlebt das Publikum den Jongleur Victor Moiseev, der bis zu zehn leuchtende Bälle in der Horizontalen kreisen lässt, hervorragend durch modernste Showeffekte unterstützt. Überhaupt investierte Knie während der rund zweimonatigen spielfreien Zeit erneut in Licht- und Pyrotechnik. Und auch die Erweiterung der Hauptbühne eröffnet den Artisten mit in der Höhe verstellbaren Segmenten neue Möglichkeiten. Diese Effekte nützen unter anderem das Luftring-Duo Secret of my Soul – einst in Monte-Carlo mit dem Silbernen Clown ausgezeichnet –, Holler Zavatta und Carmen Ribas Segura mit ihrem Rollschuh-Act oder Kateryna Korneva an der Flying Pole. Aber auch das Orchester unter der Leitung von Ruslan Fil trägt viel zur Atmosphäre bei. Überhaupt fällt auf, dass das diesjährige Circusprogramm wieder mehr auf klassische Circusdisziplinen setzt. Darin finden auch poetische, stimmungsvolle, farbenfrohe, melodiöse und fröhliche Momente ihren Platz. Damit setzt die 7. Knie-Generation - Doris Knie, Géraldine Knie mit Maycol Errani-Knie - einen sehr willkommenen Contrapunkt zum gegenwärtigen Weltgeschehen sowie eine ausgewogene Balance zwischen Tradition und Moderne.

Fest im Scheinwerferlicht und im Sattel ist indes die 8. Generation. Mit erstaunlicher Leichtigkeit präsentiert der 22-jährige Ivan Frédéric Knie seine Freiheitsdressur, mit der er 2020 am Internationalen Circusfestival in Monte-Carlo einen Goldenen Clown gewann. Unter den wachsamen Augen seines Nonno und Lehrers Fredy Knie jun. führt er seine Schützlinge souverän und einfühlsam durch das Rund. In punkto Quantität und Qualität ist diese Darbietung nicht zu übertreffen. Seine jüngere Schwester Chanel Marie besucht derzeit in der Knie-Schule die 1. Sekundarklasse. Trotzdem ist sie nicht von den Auftritten in der Manege abzuhalten. Sie eröffnet das Pferdepotpourri mit einem beflügelten Pferd – ein Motiv, das sich wie ein roter Faden durch das Programm zieht. Danach dirigiert sie zwei mächtige holländische Friesen durch das Rund, während Maycol jun., der jüngste Knie-Spross, mit zwei Ponys über das Sägemehl rast.

Der moderne Circus wurde vor über 250 Jahren auf dem Pferderücken erfunden. Später wurde die Reitkunst mit teils viel älterer Artistik kombiniert. Zu einer dieser uralten Artistikdisziplinen zählen fliegende Meteoren. Die Dalian Acrobatic Troupe hat diesem Genre neuen Wind eingehaucht. Und auch die Georgian Dancers heizen mit ihrem Rhythmus und ihrem Temperament mächtig ein. Gleiches gilt für das Team Navas. Steigen die Südamerikaner auf das erstmals in der Schweiz gezeigte doppelte Todesrad, dann halten die Besucher den Atem an.

Die Liebhaber der modernen Disziplinen kommen bei der Truppe Extreme Light, beim Monster Trampolin-Act des Circus Concepts oder beim Schweizer Marc Jonin und seinem Bühnenpartner Boyka mit Freestyle Football auf ihre Kosten.

Und was wäre der Circus ohne Clownerie, pardon Comedy? Zum Publikumsmagnet soll in diesem Jahr das Duo Pfändler-Amstutz avancieren. Peter Pfändler - er verfügt bereits über Circuserfahrung - und Carlos Amstutz haben sich noch nicht vor allzu langer Zeit zusammengetan. Eingedenk dieser Tatsache harmonieren die beiden gut. Für meinen Geschmack dauern die Auftritte allerdings noch zu lange. Schliesslich wurde ihnen mit Dustin Nicolodi, dem Great Coperlin, ein extrem starker Konkurrent zur Seite gestellt. Von Nuancen abgesehen ist Coperlin's Repertoire seit Jahren unverändert. Doch mit seiner urkomischen Art schafft er es im Handumdrehen, jedes Publikum für sich zu gewinnen.

Die Truppe Bingo verbindet die verschiedenen Stile mit ihren bewegenden Dancemoves. Der Circus erfindet sich immer wieder neu. Die Familie Knie macht es wieder einmal sehr eindrücklich vor. Chapeau !

Weitere Infos und Tickets: https://www.knie.ch/circus/

Eindrücke im Bild von der Knie-Première, eingefangen von Filip Vincenz