Raubtiertrainer Jürg Jenny verstorben

Jürg Jenny (31.12.1953 – 10.11.2019)
 
Im Alter von 66 Jahren verstarb am 10.11.2019 der Schweizer Raubtierdompteur, Jürg Jenny, an den Folgen einer unheilbaren Krankheit. Wir Circusfreunde trauern um eine grosse Persönlichkeit, die sich der humanen Tierdressur verschrieben und sich stets um das Wohl seiner Tiere eingesetzt hat.
 
Jürg Jenny ist an Silvester 1953 in Olsberg auf die Welt gekommen. Im Alter von 14 Jahren hatte er sein Schlüsselerlebnis im Schweizer Nationalcircus Knie. Denn dort sah er den berühmten Tierlehrer Gerd Siemoneit. Für den jugendlichen Jürg war sofort klar, dass er auch Dompteur werden wollte. In seinen Schulferien half Jürg Jenny in dem von Gerd Siemoneit gegründeten Circus Safari aus und lernte als Beobachter den Umgang mit Raubtieren. 1975 durfte Jenny dann als Raubtierpfleger mit dem Circus Safari auf Tournée. Schon im Jahr darauf erwarb er sieben Löwinnen. Nach nur 4 Monaten im Künzler-Zoo in Romanshorn stand die Nummer. Mit seiner eigenen Raubtiergruppe bestritt er 1977 seine erste Tournée mit dem Zirkus Stey. Das Engagement wurde um ein weiteres Jahr verlängert. Danach folgten Tournéen mit dem Circus Nock und dem österreichischen National Circus von Elfi Althoff-Jacobi. Dort lernte er auch seine spätere Frau Kveta kennen und lieben. Aus dieser Verbindung stammen die beiden Kinder, Sabina und Samuel.
 
Die gemischte Raubtiergruppe war mittlerweile auf 14 Tiere angewachsen. Neben den Löwinnen waren nach und nach schwarze Panther, Sumatra- und Bengaltiger dazugestossen. Später wurden dann auch noch sibirische Tiger und Leoparden Teil der Gruppe. In den Wintermonaten war die gemischte Raubtiergruppe jeweils in ganz Europa gefragt. 1983 wurde Jenny mit seiner gemischten Raubtiergruppe ein erstes Mal ans Internationale Circusfestival von Monte-Carlo eingeladen, wo er aus den Händen des Raubtierlehrers, Gilbert Houcke, die Trophäe Henry Thétard entgegennehmen durfte. 1993 folgte eine weitere Einladung ans ruhmreiche Festival. Diesmal wurde Jenny mit dem Emmanuel Bellini Preis ausgezeichnet.
 
Nach weiteren Engagements bei Nock, Krone, im DDR-Staatscircus VEB-Aeros, im Circus Williams-Althoff, Scott, Circo Americano, Busch-Roland, Louis Knie, Royal und vielen weiteren mehr kehrte Jenny an seinen Geburtsort Olsberg zurück, wo er grosszügige Freigehege für seine Tiere errichtete. Die Sennweide in Olsberg mit den sonntäglichen Raubtierdarbietungen war weitherum ein Begriff und ein beliebtes Ausflugsziel bis zum schicksalhaften 22. Oktober 2016. Denn da wurde er von einem Tiger angefallen und verletzt – nur einige Tage bevor bei ihm ein nicht therapierbarer Krebs diagnostiziert wurde. Daraufhin übergab Jürg Jenny die Verantwortung über die Tiere seinem Sohn Samuel.
 
Mit dem Tod von Jürg Jenny hat uns eine weitere Circuspersönlichkeit für immer verlassen. Mit seinen 1.90 Metern Körpergrösse war er im Zentralkäfig eine markante Erscheinung. Trotzdem schaffte er es, nicht sich sondern seine Tiere in den Vordergrund zu stellen. Sein humaner Umgang mit der gemischten Raubtiergruppe wird uns immer in Erinnerung bleiben und wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
 
Filip Vincenz, CVA-Präsident