A Circus Symphony 2016

Programmbesprechung A Circus Symphony im KKL Luzern

 

Circus im KKL Luzern? Was auf den ersten Blick etwas abstrus erscheint, entpuppt sich als geniale Kombination.

Alleine die einzigartige Atmosphäre im hohen Konzertsaal des Luzerner Wahrzeichens bildet eine fantastische Kulisse für die Verschmelzung von klassischer Musik und artistischen Höchstleistungen. Dass wir in den Genuss von „A Circus Symphony“ kommen, verdanken wir der Obrasso Classic Events und ist nicht selbstverständlich, wie uns Produzent Werner Obrecht erzählt. Das KKL Luzern ist schliesslich ein Konzerthaus und Aufhängepunkte für Luftdarbietungen oder eine moderne Lichtanlage mussten extra installiert werden. Zudem mussten sämtliche Circusdarbietungen genau zu den klassischen Musikstücken von Georges Bizet, Gustav Mahler oder Tschaikowski passen. Der Produktionsleiter Kilian Rosenberg hat dazu stundenlang Videos geschaut, die Musiksequenzen dazu abgespielt und letztlich ein Ensembles ausgewählt, das perfekt zu den gespielten Melodien harmoniert.

Zur Eröffnung intoniert die Südwestdeutsche Philharmonie unter Dirigent Andreas Spörri den Einzug der Gladiatoren. Aus dem Artistenensemble tritt Nina Burri hervor, die ihre Kontorsion im spanischen Stil zu einer Carmen Suite zeigt. Dabei fällt uns einmal mehr die Wandelbarkeit und starke Mimik der Schweizer Künstlerin auf. Jean-Ferry liess sich an der staatlichen Schule für Artistik in Berlin ausbilden und ist mit seiner komischen und rasanten Leiterakrobatik nach Luzern gereist. Nach diesem witzigen Intermezzo geht es mit Katrina Asfardi poetisch in die Luft. Am offenen Fensterrahmen schwebt sie durch den hohen Konzertsaal und verbiegt ihren Körper in alle erdenklichen Positionen - das Publikum staunt und gerät ins Träumen! Gleich zweimal im Programm vertreten ist das bekannte Duo Yingling. Die in der Schweiz wohnhaften Chinesinnen zeigen ihre beeindruckende Kombination aus Antipoden mit Teppichen und Kontorsion und wirbeln im zweiten Programmteil mehrere Schirme elegant um ihren Körper. Chenying Lu zeichnet zudem verantwortlich für die Choreographien des Ensembles

Poetische Jonglage von CVA-Preisträger David Severins
Zu einem Walzer von Tschaikowski jongliert David Severins aus den Niederlanden mit bis zu sieben Ringen, lässt diese um seine Finger tanzen und durch einen grossen Reifen fliegen, den er auf seiner Stirn balanciert. David Severins wurde 2012 mit dem Förderpreis des CVA ausgezeichnet und es ist toll ihn erneut auf einer Schweizer Bühne zu sehen. Mit dem Duo Unity ist es den Produzenten gar gelungen, Preisträger vom Festival Cirque de Demain in Paris zu verpflichten. Gemeinsam drehen sie in einem Cyr Wheel Kreise und verbinden ihre einzelnen Elemente geschickt durch tänzerische Einlagen. Nicht nur ein Rad sondern zwei nutzt Olivier Sylvestre aus Kanada. Seine Röhnrad-Darbietung gefällt uns zu den Klängen von Gabriel Fauré noch besser als beim Young Stage Festival, wo wir ihn zuletzt gesehen haben. Schlussnummer bildet Frauenschwarm Saulo Sarmiento am fliegenden Mast zu einer Szene aus der Ballettsuite „Schwanensee“ op. 20 von Tschaikowski. Elegant und kraftvoll zieht Saulo am fliegenden Mast seine Kreise in die Luft.

Bleibt noch Blockflöten-Clown Gabor Vosteen zu nennen. Er ist es, der als „Erzähler ohne Worte“ durch das Programm leitet, virtuos bekannte Melodien auf seinen Blockflöten spielt, sich als Solist und Dirigent versucht und einige Gäste charmant zu einem kleinen Konzert auf die Bühne holt. Ein Clown der anderen Art, der im Zusammenspiel mit der Südwestdeutschen Philharmonie zur Höchstform aufläuft und für die nötige Portion Schmunzeln sorgt. Er ist auch mitverantwortlich für die Dramaturgie und Storyline. Zum Schluss gilt es, dem 60-köpfigen Orchester der Südwestdeutschen Philharmonie und Dirigent Andreas Spörri ein grosses Kompliment auszusprechen. Für sie ist die Begleitung von Artisten ungewohnt, das Spielen im gedämpften Licht schwierig. Und trotz nur kurzer gemeinsamen Probezeit mit den Artisten ist es ihnen gelungen, ihre Musik mit der Artistik zu verschmelzen.

In „A Circus Symphony“ ist es den Machern eindrücklich gelungen, klassische Musik und Artistik zu einer begeisternden Show in eindrucksvoller Kulisse zu kombinieren. Der Mut zum für die Schweiz neuartigen Projekt wurde mit zwei ausverkauften Vorstellungen gekrönt und schon jetzt dürfen wir uns auf eine weitere Ausgabe am 10. und 11. Februar 2017 freuen. Ein Besuch wird dringend empholen!

Text / Fotos: J. Eggenberger und R. Scheibli