Nock 2015

Premierengeflüster Circus Nock - Magic World

Am 14. März 2015 startete der Circus NOCK in Frick zur 155. Saison des traditionsreichen Familienbetriebes.

Majestätisch stand das im letzten Jahr angeschaffte weiss/rote, neue Chapiteau wie eine Kathedrale mit vier Türmen auf dem Platz und lud das zahlreich erschienene Publikum zum Besuch der magischen NOCK-Welt ein. In diesem Jahr ist auch das Innere durch ein 1400 Sitzplätze fassendes Gradin neu gestaltet worden. Für ältere Circusfreunde strahlten die ausgedienten Holzbänke vielleicht etwas historische Atmosphäre aus. Unbestritten ist jedoch der  erhöhte Sitzkomfort auf den roten Schalensitzen – das Publikum fühlt sich darin sichtlich wohl. Die moderne Tonanlage und die ausgeklügelte LED-Beleuchtung mit Scanner und Verfolger runden den modernen Eindruck des Unternehmens ab. Auch das graphisch neu gestaltete Programmheft markiert für mich einen grossen Schritt in eine zukunftsorientierte Ausrichtung des Unternehmens; nach wie vor der Circustradition verpflichtet, aber noch eine Spur pfiffiger als in den letzten Jahren.

Das Licht-Design ist beeindruckend und die Musik sehr gut gewählt. Das kompetente Orchester unter der bewährten Leitung von Tadek Kroll weiss denn auch situativ auf die Wünsche der Protagonisten in der Manege einzugehen. So zum Beispiel bei der komplett neuen Pferdenummer von Franziska Nock. Erstmals wieder vor Publikum mit Live-Musik, waren die temperamentvollen Hengste etwas übermotiviert. Ein kleines, fast unmerkliches Zeichen an den Kapellmeister und sofort wurde die Lautstärke um ein paar Dezibel gesenkt und die Tiere reagierten merklich ruhiger. Die Nummer wird nach einer kurzen Einarbeitungszeit und mehr Routine zu einer Augenweide werden. Neu sind weisse Vertikaltücher und Francesco Nock (Sohn von Verena Nock jun) ist in die Pferdedarbietung integiert. Im zweiten Programmteil präsentiert Franziska Nock ein Exoten-Tableau mit zwei Trampeltieren, zwei Lamas und zwei Esel in schöner Aufmachung und rundet damit die Tierauftritte der diesjährigen Produktion ab. Verena Nock jun ist erfreulicherweise auch wieder einmal in der Manege des Familien-Unternehmens zu sehen. Einerseits ist sie als Partnerin bei diversen Auftritten von Gaston & Roli zu sehen. Andererseits agiert sie in den Gross-Illusionen von Fabrizio Arigoni als Assistentin. Fabrizio Arigoni ist den langjährigen Nock- und Circusfreunden sicher aus früheren Spielzeiten noch ein Begriff. Für diverse Circusunternehmen unseres Landes war der Tessiner viele Jahre für die Vorreise in seinem Heimatkanton tätig.

Aus Brasilien angereist ist die Doppel-Trapez-Truppe Flying REGIO. Gleichzeitig an zwei Trapezen zeigen sie in der grossen Kuppel ihre Sprünge und Salti. Höhepunkte der achtköpfigen Truppe sind der sicher gefangene Dreifache und die von zwei Damen ausgeführte Passage. Die vier Damen der Brasilianer haben bereits als Sisters Regio als Eröffnungsnummer eine äusserst ästhetische Luftnummer in einer aus drei Ringen gebildete Kugel als Auftakt des Abend zelebriert. Rasse und Tempo bringt zudem die Rollschuhnummer des Duos Dalton in die Manege. Jugendlichen Charme und Jonglagen mit bis zu sieben Bällen zeigt Kelly Huesca aus Italien. Sie besticht durch schöne Routinen und den guten Kontakt zum Publikum. Für den Humor des Abends sind die Mustache Brothers aus Brasilien und vor allem die bekannten und im 5. RE befindlichen Schweizer Spassmacher Gaston und Roli zuständig. Während die Mustache Brothers mit Exzentrik und Akrobatik auf sich aufmerksam machen, brillieren die Altmeister der Clownerie – Gaston und Roli – mit ihren zum Teil bekannten Entrees. So „verliebt“ sich Gaston durch das Einatmen des Liebes-Duftes der speziellen Rose in seinen Partner Gaston, so dass dieser fluchtartig das Weite suchen muss. Im Hauptentree, dem Restaurant mit den zwei tollpatschigen Kellnern, agiert Fabrizio Arigoni als Restaurant-Gast und Verena Nock als Sprechstallmeisterin. Eine immer wieder witzige und unterhaltsame Geschichte.

Nach der Schlussnummer – dem Doppel-Trapez – verabschiedet sich ein junges, gut gelauntes und motiviertes Team im Finale. Der ganzen Truppe und der Familie Nock möge mit dieser neuen Produktion eines traditionell, modernen Circusprogrammes ein grosser Publikums-Zuspruch beschieden sein – verdient hätten sie’s auf jeden Fall.
                      
Text und Fotos: A. Reichle