Gleich zwei Standing Ovations gab es anlässlich der Zürich-Premiere des Schweizer Nationalcircus Knie vom Freitag, 6. Mai 2016.
Einerseits kurz vor der Pause, als Fredy Knie jun. den Ernst-Renz-Preis der Gesellschaft der Circusfreunde e.V. (GCD) aus Deutschland erhielt. Andererseits natürlich zum Ende der Show. So hörte man die Gäste beim Premieren-Apero noch lange von den Highlights der Show schwärmen. Doch der Reihe nach...
Nach den Begrüssungsworten durch Franco Knie jun. und dem bunten Opening der Truppe Bingo eröffnete David Larible jun. die Show mit seinen Jonglagen. Gegenüber der Saisonpremiere in Rapperswil hat der junge Jongleur deutlich an Ausstrahlung gewonnen und kommt beim Publikum gut an. Überhaupt läuft die Show nun flüssiger, das Timing der Musik und der Artisten ist viel präziser und die Kürzungen machen das Knie-Programm zu einem der besten der letzten Jahre. Dies ist nicht erstaunlich, zumal wiederum mehrere Preisträger des internationalen Circusfestivals von Monte-Carlo engagiert wurden. So etwa die Truppe vom Nationalcircus Pyongyang mit fantastischer Akrobatik und Balancekünsten beim Pas de Deux und als fliegende Artisten am Mirror Trapeze. Unter den vielen Piroutten und Salti begeistert allenvoran der vierfache Salto, der im ersten Anlauf sicher gefangen wurde. Auch die Ukrainer Shcherbak und Popov erhielten in Monte-Carlo einen goldenen Clown und präsentieren bei Knie ihre kraftzehrende Handstandakrobatik mit einem Augenzwinkern. Für frenetischen Applaus sorgen auch in diesem Jahr die Fratelli Errani mit Akrobatik auf dem Pferderücken inklusive Pyramiden, Salti und gewagten Sprüngen. Im weiteren Verlauf agieren sie zusammen mit Charles und Alexandre Gruss, die sicher hoch zu Pferd und in horrendem Tempo mit bis zu fünf Keulen jonglieren.
Eine Augenweide sind die Tierdarbietungen der Familie Knie. Marie-José leitet vier prächtige Araber-Schimmel zu vielfältigen Lauffiguren an, während dem ihr Schwiegersohn Maycol Errani eine ruhige Dressur mit sechs Friesen-Rappen zusammengestellt hat. In dieser schönen Dressur kommen die Schönheit der Tiere und das Können bestens zur Geltung. Géraldine Katharina Knie wiederum vereint Kamele, Zebras und Lamas zu einem exotischen Potpourri. Ihr Vater Fredy Knie jun. reitet eine Hohe Schule auf einem Andlusier und demonstriert in einer Freiheitsdressur das Vertrauen zwischen Mensch und Tier. Für dieses Vertrauen zwischen Mensch und Tier und seine herausragenden Leistungen in der Haltung und Dressur von Pferden im Circus wurde Fredy Knie jun. kurz vor der Pause mit dem Ernst-Renz-Preis der GCD geehrt. Helmut Grosscurth, Präsident der deutschen Circusfreunde würdigte in einer kurzen Laudatio dieses Schaffen. Im Gespräch begründete er die Auszeichnung zudem damit, dass Fredy Knie jun. sein Fachwissen stets weiter gibt und er in der vorbildlichen Tierhaltung für wegweisende Impulse gesorgt hat. Der Ernst-Renz-Preis wird nur alle zwei Jahre verliehen und ehrt ausgewählte Persönlichkeiten, welche die Circuskultur nachhaltig beeinflusst haben.
Der Liebling bei der ausverkauften Zürcher Premiere ist aber ganz klar Clown David Larible. Der italienische Spitzenclown vermag seine kleinen Geschichten durch Mimik und Gestik optimal zu unterstützen. Sowohl beim bekannten Orchester-Entree wie auch beim witzigen Tellerjonglieren versteht er es, die beteiligen Akteure aus dem Publikum zu witzigen Mitstreitern zu machen, die selbst Freude haben und nicht blossgestellt werden. Auch als Sänger beweisst Larible sein Talent, so etwa bei der neueren Reprise, in der er den Song My Way in mehreren Sprachen singt.
Mit glitzernden Konfettis aus der Circuskuppel und einem langanhaltenen Applaus verabschiedet das Publikum die Familie Knie und die 45 Artistinnen und Artisten aus sieben Ländern. Es ist ihnen einmal mehr gelungen, das Publikum mit einer erstklassigen und zeitgemässen Show aus dem Alltag zu entführen und zum Lachen zu bringen.
Die Programmfotos stammen von der Saisonpremiere in Rapperswil.
Fotograf: Alfred Reichle
Das Foto der Preisverleihung stammt von der Premiere in Zürich. Fotograf: Randy Scheibli