Premierengeflüster Cirque Helvetia – „Funtastik“
Freitag Abend, 26. Februar 2016: Das Familienunternehmen Helvetia eröffnet seine 41. Tournee auf dem Place du Jura in Fribourg / Freiburg, unweit der Universität.
Draussen ist es unangenehm kühl, nicht mehr Winter und noch nicht Frühling. Freundlich und fröhlich hingegen ist die Stimmung im kleinen Chapiteau. Fast vollständig besetzt ist der zum 40. Jubiläum neu beschaffte und von allen Plätzen aus optimale Sicht gewährende Gradin mit seinen Hussen aus Pailletten-verziertem Stoff. Das wortspielerische Motto „Funtastik“ entspricht einem im Programmheft festgehaltenen Grundsatz „....beim Spiel der Artisten sind die Zuschauenden ebenbürtig, unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialer Schicht“. Vielerlei Spielerisches tragen die Mitglieder der Familie Maillard selber bei. Als „Julius“ zieht Sohn Julien mit mehreren Darbietungen einen clownesken roten Faden durch den Abend, unter anderem sogar mit dem lustig und kurzweilig inszenierten Klassiker „Bienchen, Bienchen gib mir Honig“. Sein Bruder David wird dieses Jahr zusammen mit Partnerin Hélène als „Duo Kom’Ça“ einen eigenen artistischen Weg gehen.
Dafür sind seine Eltern, das Direktions-Ehepaar Daniel und Brigitte Maillard, wiederum mit beachtlicher Energie in der Manege präsent. Als Magier zeigt Daniel – unter anderem war er einstweilen Jongleur – Illusionen aus seiner Trickkiste, während Brigitte auf dem Schwungseil unter der Zeltkuppel dem Premieren-Publikum echtes Circus-Feeling vermittelt. In einer ulkigen Kombination von Hippie-Groove der 70er Jahre, Beatles-Melodien und einheimischer Ländlichkeit führt sie auch eine Gruppe von Ziegen sowie ihren launisch koketten Hund Flocon vor. Der „luftige“ Teil des Programms wird ergänzt durch eine Ringdarbietung von Aurélie Beguin. Mit dem Artistenpaar Marius und Agathe ist dieses Jahr ein Duo zu Gast, welches Comedy und Akrobatik auf hohem Niveau zu vereinen versteht. Insbesondere Agathes Solonummer an der Strickleiter – „jeu des échelles“ – ist ein bemerkenswertes Highlight. Mit der in jüngster Zeit populär gewordenen Lasershow, gezeigt von Yuri Gottani, beweist der Cirque Helvetia, dass auch ein kleiner, traditionsbewusster Wandercircus durchaus mit den Ansprüchen der grossen weiten Welt mithalten kann. „Les temps ont changé“ – „die Zeiten haben sich geändert“ – meint Seniorchef Daniel Maillard beim Apéro nach der gelungenen Première. Wohl nicht geändert hat sich aber der Enthusiasmus und die Hingabe, mit welcher die Maillards und ihre Truppe in den kommenden Monaten in ein paar Dutzend Westschweizer Gastspielorten die Zuschauerherzen erfreuen. Cirque Helvetia, klein aber fein – bitte weitersagen!
Text: Simon Tschurr; Fotos: Barbara Bamberger