Cirque de Noël Moudon 2014

Programmbesprechung Cirque de Noël Moudon (Familie Maillard)

Den Schweizer Circusfreunden ist der Circus Helvetia der Familie Maillard vom Sommerplausch 2014 noch in bester Erinnerung.

Für die 12. Winterproduktion wurde das Programm umgestellt und mit Artisten aus Spanien und Frankreich ergänzt. Der die Artisten begleitende Schlagzeuger Steve ist aus Grossbritannien angereist und ergänzt das Team. Als herausstechende Neuerung im Helvetia kann das erstmals in Moudon montierte Gradin aus Italien erwähnt werden. Das Chapiteau verfügt damit über 296 sehr bequeme, gepolsterte Klappsitze, welche die bisherigen Holzbänke ersetzen. Das Publikum sitzt nun wesentlich bequemer als früher, was allerdings ein wenig auf Kosten der bisher sympathischen, traditionellen Ambiance geschieht. Durch die steile Anordnung der Sitzreihen ist eine freie Sicht über die Köpfe der Vorderleute stets gewährleistet.

Nach einer kurzen Artistenparade zeigt die Französin Natacha im Fischernetz eine erste Arbeit unter der Circuskuppel mit gefälligen Tricks. Sie wird im zweiten Programmteil als Jongleuse mit bis zu fünf Bällen und drei Keulen nochmals zu sehen sein. Aus Spanien stammt die Hula-Hoop-Artistin Miqueli. Elegant lässt sie die Ringe um ihren Körper kreisen und kommt mit ihrer rasanten Darbietung beim Publikum sehr gut an. Henri Wagneur, der Hausdresseur von Helvetia, reiste in früheren Jahren mit grossen Unternehmen durch die Welt. Inzwischen hat er seine Heimat im sympathischen Familiencircus der Maillards gefunden. Wie im Sommer führt er seine zwei Ponys in einer geänderten Aufmachung vor. Der erfahrene Pferdefreund lenkt seine Schützlinge nur mit zwei Gerten und verzichtet auf eine Peitsche, resp. Chambrière. Das Knallen mit Peitschen überlässt er dem Spanier Michael. In seiner Wildwest-Show lässt Michael zuerst seine zwei Trommel-Revolver tanzen, schlägt danach mit der Peitsche seiner Partnerin Papierstreifen aus dem Mund und wirbelt zum Schluss seine Lassos gekonnt durch die Manege.

Der gesamte Rest des Programms wird unter Mitwirkung der Familie Maillard bestritten. Direktor Julien Maillard hat sich der Clownerie verschrieben und arbeitet im Winter mit Adrien, einem Weissclown aus Frankreich. Die zwei ergänzen sich sehr gut und arbeiten mehrere Reprisen. Julien brillierte zudem mit seiner bekannten Gesangs-Parodie. Die Geschichte ist bekannt: Der strenge Weissclown drückt dem August einen Wisch-Mop in die Hand und beauftragt ihn, die Manege zu reinigen. Bei der Einspielung des Gesangs imitiert der Artist den Sänger und die Sängerin. Dabei benützt der Clown den unteren Teil des Wisch-Mop’s als helle Perücke bei der Imitation der Sopran-Stimme.  Der Weissclown Adrien spielt mehrere Instrumente, was der Vorstellung eine zusätzlich musikalische Note verlieh. Der zweite Maillard-Sohn, David, tritt zusammen mit seiner Partnerin als Duo Kom’ça auf und wird die Sommersaison nicht im elterlichen Unternehmen bestreiten und Helvetia voraussichtlich nach dem Wintergastspiel verlassen. Im Winterprogramm arbeitet das Duo als Equilibristen und in der zweiten Nummer an den Strapaten mit eindrücklichen Bildern und Trickfolgen. Ein äusserst sympathisches Paar und eine echte Bereicherung für das Circusprogramm. Die Eltern Brigitte und Daniel Maillard sind nach wie vor eine grosse und wichtige Stütze des Unternehmens. Vater Daniel zeigt kurze Illusionen und Brigitte ist nach wie vor als seine Assistentin tätig. Ihre Hauptauftritte zeigt sie aber einerseits in der Plexiglaskugel hoch oben unter der Circuskuppel und als eine Art Harlekin zusammen mit ihrem zweijährigen Hund. Die Arbeit in der Plexiglaskugel wurde komplett umgestellt und mit LED-Effekten angereichert, was dem Auftritt durch die ständig wechselnden Leuchtfarben eine spezielle Stimmung verleiht. Im Finale verabschieden sich nach zweieinhalb Stunden alle Artistinnen und Artisten vom staunenden Publikum.

Text und Fotos: Alfred Reichle