Die älteste Jahrmarkt-Schaubude der Schweiz aus dem Jahr 1947, in der zuletzt das «Broadway Variété» zuhause war, führt ihre Tradition fort. Claudia Kienzler erweckte die Schaubude zu neuem Leben und gründete das Variété Caleidoskop.
Luca Botta, Raphaël Diener, Max Läubli und Christoph Spielmann übernahmen 2011 das Broadway Variété von den damaligen Prinzipalen Jrma & David Schoenauer und betrieben es bis 2018. Was danach mit den geschichtsträchtigen Bauten geschehen soll, war lange unklar, bis Claudia Kienzler aus dem Kanton Zug die Initiative ergriff und ein kreatives Ensemble um sich scharte, um dem Variété neues Leben einzuhauchen: "Die Besucher vergleichen das Caleidoskop mit dem ehemaligen Broadway-Variété. Das ist ganz normal. Wir wollen und können aber nicht einfach etwas oder jemanden kopieren. Wir können aber an die alte Schaubuden-Tradition anknüpfen und dennoch etwas neues erschaffen."
Aus der Ferne macht das junge Unternehmen mit grosser traditionellen Vergangenheit einen sehr gepflegten Eindruck. Liebevoll gepflegte Maringotten stehen in Reih und Glied. Die Fassade der Schaubude hat einen neuen Anstrich erhalten, ohne die natürliche Patina zu überdecken. Und natürlich sind die Besucher - darunter viele Wiederholungstäter - schon vor dem Einlass während des Apéros Teil des Spektakels.
Die Crew besteht aus wenigen Protagonisten, die während der Vorstellung sowohl vor als auch hinter den Kulissen gefordert sind. Nicolas Stroet ist ein beeindruckender Hutjongleur. Christoph Spielmann mimt den unbeholfenen Dirigenten und schlägt auf seinen Gläsern die feinen Töne an. Zusammen harmonieren die Beiden vor allem in dem sehr witzigen Badetuch-Entrée. Von hoher Qualität ist die musikalische Untermalung. Dabei kommt allen Ensemble-Mitgliedern ihre Musikalität zugute. Das tragende Element ist Martin Imhof am Harmonium und am Piano. Doch auch die Prinzipalin, Claudia Kienzler, hat Musik im Blut, ist sie doch studierte Berufsmusikerin. Maude Parent komplettiert das Ensemble mit beeindruckender Kontorsion und Luftakrobatik.
Wie gewohnt geschehen die Handlungen überall in der 75-jährigen Schaubude, die übrigens auf die Originalgrösse zurückgebaut wurde. Doch die Magie des Vergangenen lebt im Caleidoskop weiter und meldet sich zu Wort. Die neue Crew vermag die Zeichen schliesslich zu lesen und nimmt den Übergang in eine neue Ära an die Hand. Der Auftakt in ein neues Zeitalter ist auf alle Fälle geglückt. Die früheren Wiederholungstäter werden dem Variété auch im nächsten Jahr einen Besuch abstatten. Ginge es nach dem Wunsch von Claudia Kienzler, will sie in der altehrwürdigen Schaubude auch das 100-jährige Jubiläum erleben.
Das Caleidoskop gastiert bis 1. Oktober 2022 noch in Bern, Kriens und Basel. Reservation wird empfohlen. Weitere Infos unter: