Circus Krone – Farbenspiel

Ist hierzulande die Winterspielzeit vorbei, das Bedürfnis nach Circus aber noch nicht gestillt, lohnt sich ein Abstecher zum Krone-Bau nach München. Bis am 7. April 2024 ist dort das Winterprogramm zu sehen. Bereits das artistische Opening bringt Farbe in die grauen Wintermonate – getreu dem Programmtitel «Farbenspiel» . Die Flying Jumpers aus der Ukraine eröffnen den Reigen mit beachtlichen Sprüngen auf dem Trampolin – eingerahmt von den weiteren Artisten, die kleine Kostproben ihres Könnens präsentieren.

«Die Mischung muss stimmen!» Nach dieser Maxime stellte Christel Sembach-Krone (1936-2017) in der Vergangenheit die Programme zusammen. Die heutige Direktion – Jana Mandana Lacey-Krone und Martin Lacey jr. – setzt diese Tradition fort. Dabei bietet das Programm nicht nur Unterhaltung für alle Altersstufen, sondern es wird auch von Artisten aller Altersstufen bestritten. Und so erleben wir den 65-jährigen Julot Cousins in neun Metern Höhe am schwankenden Mast. Oder das Clowntrio Toni Alexis. Der Katalane ist ebenfalls 65-jährig und feiert im Krone-Bau sein 60-jähriges Manegenjubiläum. Sein Schlachtruf «Ahoi» bringt den Zuschauerraum zum Beben. Noch älter ist nur der Reprisenclown Francesco Brunaud. Der Franzose ist mit seinen 73 Jahren immer noch aktiv in den Circusmanegen unterwegs – in den letzten Jahren in der Schweiz mit dem Zirkus Stey. Sein Sohn Samuel war übrigens im vergangenen Winterprogramm des Cirque Helvetia als Clown zu sehen.

Der Circus Krone zeigt sich aber auch gegenüber neuen Strömungen nicht verschlossen. Die Extreme Lights bringen eindrucksvolle LED-Moves in die Manege des ehrwürdigen Krone-Baus. Und auch der Taiwanese, Chu Chuan-Ho, erspielt sich mit seinem tempogeladenen und äusserst präzisen Diabolo-Act in die Herzen der Münchnerinnen und Münchner. Eher selten in westlichen Manegen zu sehen sind Artisten aus Usbekistan. Als Duo Disar überzeugen Darina Matveyeva und Sanjar Khasanov an den Strapaten. Besonders hervorzuheben sind die Zahnhänge in allen möglichen Variationen. Die Darbietung besticht aber nicht nur technisch, sie ist auch dramaturgisch in ein anmutiges Liebesspiel eingebettet. Damit ist diese Performance ausgereift, um in Monte-Carlo anzutreten. Monte-Carlo mit einem Bronzenen Clown hinter sich gelassen hat die mongolische Truppe Mystery of Gentlemen. Die Körperspannung der Fliegerin und das blinde Vertrauen in die Untermänner sind äusserst beeindruckend. Höhepunkt der Voltigearbeit ist der Sprung auf den Kopf im Dreimannhoch. Ebenfalls aus der Mongolei stammt die Mongoljingo-Truppe. Die fünf Frauen aus der Circusschmiede in Ulan Bator stellen ihre Treffsicherheit mit Pfeil und Bogen unter Beweis und vermischen dabei Disziplinen wie Kontorsionistik und Equilibristik. Auch lichttechnisch ist diese Darbietung sehr schön in Szene gesetzt.

Und was wäre Krone ohne Tiere? Jana Mandana Lacey-Krone führt im Wechsel mit Hans-Ludwig Suppmeier ein Dressur-Potpourri aus Krone’s Marstall vor. Gemeinsam reiten sie die Hohe Schule. Erwin Frankello präsentiert mit seinen kalifornischen Seelöwen Itchy und Scratchy originelle Trickfolgen in einem kurzweiligen und rasanten Comedy-Act. Ebenso komisch ist die Tellerjonglage von Liviu Tudor, bei der sein Hündchen die Show stiehlt. Hunde sind auch die neuen Manegenpartner von Thomas Lacey. Bis vor einem Jahr arbeitete er noch mit Raubkatzen. Doch ein Lacey gibt sich nicht einfach mit einer kleinen Gruppe zufrieden. Und so präsentiert er in der quirligen Revue nicht weniger als 11 Hunde, ohne fremde Unterstützung. Die Vorführung der Raubtiere liegt nach wie vor in den Händen von Martin Lacey jr. Währenddem der erste Nummernteil von viel Action geprägt ist, stellt Lacey im zweiten Teil seine vertrauensbasierte Mensch-Tier-Beziehung mit sehr vielen Streicheleinheiten unter Beweis. Und wenn er am Schluss mit King Tonga den zum Sattelgang hin offenen Zentralkäfig verlässt, dann ist dies traumhaft-unwirklich – oder eben surreal, wie der Circus sein soll.

Der Circus Krone spielt bis 7. April 2024 im Krone-Bau in München.

Weitere Infos und Tickets: https://www.circus-krone.com/

Text und Bild: Filip Vincenz