An der Generalversammlung 2013 des CVA konnten sich die damaligen Teilnehmer von der Grösse und durchdachten Planung des neuen Monti-Winterquartiers ein Bild machen und den fast fertig gestellten Bau besichtigen.
Inzwischen hat sich der Neubau bereits mehrfach bewährt und viel Neues ist seit der genannten GV bei Monti passiert. Die Übernahme der Zeltvermietung von Alfredo Nock bescherte Monti ein wichtiges zweites Standbein. Ein weiterer Schritt wurde nun eingeleitet und erstmals wurde in der grossen Probehalle das dritte Monti-Standbein realisiert und ein Winter-Variété-Programm angeboten. Mehrere verkaufte Vorstellungen bildeten die Feuertaufe zu diesem Projekt und mit einigen öffentlichen Vorstellungen wurde auch dem breiten Publikum ein unterhaltsamer und vergnüglicher Abend geboten.
Monti setzte bei der Realisation auf Bewährtes – so zeichneten Cécile Steck und Didi Sommer (Comedia Zap) für die Regie verantwortlich. Sie konnten auf die professionelle Mitarbeit von Andy Muntwyler, seiner Partnerin Ulla Tikka und deren Schwester Laura Tikka zählen. Zusätzlich war das äusserst vielseitige Artisten-Duo David Eriksson und Fouzia Fofo Rakez aus Schweden engagiert worden. Sie waren während der Saison 2004 bei Monti und dürften einigen Circusfreunden deshalb nicht ganz unbekannt sein. Der grosse, hohe Proberaum wurde mit schwarzen Tüchern ausgekleidet, aufgelockert durch goldene Stoffbahnen und dekoriert mit grossen, roten Weihnachtskugeln. Trotz der Höhe fühlte man sich im Raum sofort heimisch und wohl und genoss als erstes den angebotenen Apéro.
Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Lukas Stäger, Benno Blattmann, Lukas Zimmermann und der sympathischen Sängerin Sandra Suter. Sie begleitete den ganzen Abend hindurch die Artisten unaufdringlich mit ihrer klaren, schönen Stimme und wertete damit das Dargebotene fast unmerklich auf. Das viergängige Menu wurde vom Migros Catering Service geliefert und überzeugte in allen vier Teilen. Bereits der Salat mit warmen Pfifferlingen war vorzüglich. Die anschliessende Pastinaken-Suppe cremig und der Hauptgang, Roastbeef mit Gemüse, wunderbar. Der kulinarische Teil wurde abgerundet durch Nougatmousse, serviert mit lauwarmen Rotweinpflaumen – alles in allem ein Gaumenschmaus.
Mister Alfred aus London (Didi Sommer) führte als Sprechstallmeister durch den Abend und überzeugte immer wieder mit Wortspielen und gereimten Texten. Assistiert wurde er von seiner etwas schrulligen Partnerin Olga (Cécile Steck). Ein Teil des Bühnendekors stammt aus ihrer derzeitigen Comedia Zap-Produktion und auch die Schattenspiele über ein „fliegendes Toupé“ und die gekürzte Autofahrt – mit Hintergrundfilm – sind ihrer Produktion entnommen. Beide Darbietungen entführen uns in die Zeit, als „die Bilder laufen lernten“ – also in die Anfangszeiten des Films. Die Auto-Szene hätte aus meiner Sicht noch etwas länger sein dürfen und war stark gekürzt. Nebst diverser Intermezzi der ganzen Truppe mit Tanz, gemeinsamen Jonglagen und Gesang hatten die Artisten auch mehrere Einzelauftritte. So erstaunte das schwedische Duo Eriksson/Rakez bei mehreren Darbietungen. Tischtennis-Bälle wurden über die Distanz von mehreren Metern von Mund zu Mund katapultiert und sicher vom Gegenüber aufgefangen. Gespickt mit witzigen Einlagen und bis zu drei der kleinen Kunststoffbälle jonglierend überzeugte das Paar die Anwesenden sofort. Eine weitere Darbietung des Duos war eine Kombination von Handstand-Akrobatik und Ikarischen Spielen – auch wiederum abwechslungsreich und witzig verkauft und schliesslich überzeugten die Schweden auch noch am Trapez mit vorzüglichen Handvoltigen und schönen Bildern. Laura Tikka’s Handstand-Nummer auf neun Stützen dürfte den meisten Monti-Besuchern noch in bester Erinnerung sein und auch die Besucher der diesjährigen Produktion des Broadway-Verzehr-Theaters kamen in den Genuss dieser immer wieder sehenswerten Arbeit. Laura war zudem u.a. auch mit ihrer Schwester Ulla in diversen „Nebenschauplätzen“ immer wieder im Einsatz. So waren die Schwestern auch bei der Trapeznummer des Schweden-Duos als begleitende Engel an Gummibändern zwischen einzelnen Tricks zu sehen. Eine echte Augenweide und sicher einer der Höhepunkte des Abends war schliesslich die eindrückliche Arbeit von Ulla Tikka und Andy Muntwylwe auf dem Steifdraht. Im Mittelgang zwischen den Tischreihen wurde das Seil gespannt und die zwei Protagonisten waren deshalb hautnah beim Publikum. Jede einzelne Schweissperle war sichtbar. Die Anspannung und Konzentration des Paares übertrug sich spürbar aufs Publikum und die gezeigten Schritte waren bestechend schön. So nah habe ich noch selten eine Drahtseilnummer sehen können und die Sprünge schienen auf diese Kurzdistanz noch höher zu sein. Der Rückwärtssalto stand Andy beim ersten Versuch sehr sicher, als wär‘s das Einfachste der Welt. Zudem strahlte des Paar eine unglaubliche Harmonie und Vertrautheit aus, dass sich der Besuch schon für diese Darbietung alleine gelohnt hat.
Im Finale verabschiedeten sich auf der grosszügigen Bühne elf Mitwirkende und entliessen ein rundum zufriedenes Publikum zu einem „Absacker“ an die von Tobias und Mario Muntwyler bediente Bar.
Text: Alfred Reichle
Fotos: Felix Wey