Jubiläumstournée 40 Jahre Cirque Arlette Gruss

Der Cirque Arlette Gruss ist unbestritten das führende Reiseunternehmen in Frankreich. Arlette Gruss gründete ihn 1985 gemeinsam mit ihrem Ehemann Georgika Kobann. Nach einer missglückten ersten Tournée in Irland fasste das Unternehmen im Folgejahr in Frankreich Fuss. Doch auch in der Heimat von Arlette Gruss liefen die Geschäfte nicht besonders gut, befand sich der Circus in Frankreich damals in einer tiefen Krise. Um sich von der kriselnden Konkurrenz abzuheben, liess Arlette Gruss neue Ideen in die Produktionen und in die Ausstattung einfliessen. Die Zuschauer honorierten diese Bemühungen mit regem Besuch. 2006 verstarb Arlette Gruss. Seither führt ihr Sohn Gilbert Gruss das Familienerbe weiter. Das modern ausgestattete Unternehmen beschäftigt heute rund 120 Mitarbeitende.

Um es vorwegzunehmen: Der Cirque Arlette Gruss bietet in seinem Jubiläumsprogramm eine auf Licht und Ton perfekt abgestimmte Inszenierung, sowie wunderschöne, teilweise noch nie zuvor gesehene Top-Acts in prächtiger Kostümierung – und niveauvolle Clownerie. Für letzteres ist Francesco Fratellini verantwortlich. Wer in diese Clowndynastie hineingeboren wird, den begleiten zeitlebens hohe Publikumserwartungen. Der junge Francesco erfüllt sie in seinen Reprisen souverän.

Zu begeistern vermögen auch die Geschwister Eros und Alexis Gruss – sowohl als Ikarier als auch an der Trapezstange. Bei letzterem gesellt sich auch Elea Broger dazu, die Tochter des Schweizer Clowns André Broger. Sie ist übrigens auch Teil des Tanzensembles.

Die Pferdedressur liegt auch in diesem Jahr in den Händen von Linda Biasini Gruss und ihrer Tochter Laura-Maria. Zusammen mit den Tänzerinnen werden auch hier schöne Schaubilder ins Manegenrund gelegt. Mit einigen Steigern am Schluss kommt auch das Temperament der edlen Geschöpfe nicht zu kurz.

Circuskenner sagen, dass jede neue artistische Disziplin seine Wurzeln in bereits besehenden Kunststücken hat. Wenn fünf Artisten Equilibristik mit Stirnperche und einem überdimensionierten Washington-Trapez verbinden, kann dadurch etwas neues entstehen. So geschehen bei der fünfköpfigen Truppe Plotnikov. Mit einem ausgeprägten Sinn für die Balance schweben die Artisten bis zum Dreimannhoch oder unter Zuhilfenahme der Stirnperche von Leiter zu Leiter. Voller Poesie sind auch die Balljonglage von Uliana Plotnikova und das Roue Cyr von Karina Beliaeva. Beide gehören der Truppe Plotnikov an.

Eine weitere Neuentdeckung ist das Trampolin kombiniert mit zwei gegenüberliegenden russischen Cradles, ausgeführt von der Compania Havana. Das Gerät erlaubt direkte Sprünge von dem einen Cradle zum gegenüberliegenden Fänger, oder vom Trampolin zum Cradle. Schon beinahe klassisch schwebt das Duo Lyd an der Flying Pole bis hoch unter die Kuppel, taucht Clio Togni in ihr Wasserbecken ein oder entschwebt Sarah Florees in ihrem Netz. Doch auch hier ist die Darbietung wunderschön eingebettet in stimmungsvolles Licht, passender Livemusik und -gesang, diskreter Choreographie und tollen Kostümen. Zurücklehnen und geniessen, lautet die Devise.

Wer es lautstark mag, kommt zum Programmabschluss auf seine Kosten. Zum einen heizt Pierre Marchand mit seinen Diabolos ein, bevor die riesige Todeskugel in die Manege geschoben wird. Nicht weniger als zehn Motorradfahrer der Truppe von Pinillo Ramos ziehen darin gleichzeitig ihre Kreise, währenddem die Kugel sogar kurzzeitig geöffnet wird.

Mit ihrem Circus hat Arlette Gruss einen Ort voller Emotionen geschaffen. In ihrem Sinne führen ihre Nachkommen das Erbe mit grossem Erfolg, aber auch mit viel Anstrengung weiter.

Mit dem Besuch des Cirque Arlette Gruss in Mulhouse endete das verlängerte CVA-Frühlingsweekend ins Dreiländereck unter dem Motto: 3 Tage – 3 Länder – 3 Shows. Vielen Dank den Reiseteilnehmern und vor allem auch dem Organisator, Simon Tschurr.

Infos: https://www.cirque-gruss.com/

Text & Bild: Filip Vincenz