Faszinierende Welt der Circuspferde – „Rund ums Pferd“

Fredy Knie jun. durfte auch in der diesjährigen Winterpause viele aufmerksame BesucherInnen an seinen beiden Veranstaltungen „Rund ums Pferd“ begrüssen. In einer grossen Reithalle, wie sie zu einem beliebigen Pferdebetrieb gehören könnte. Aber schon beim Eintreten verrät die Ausstattung markante Unterschiede.

In der Rapperswiler Reitbahn taucht man ein in die faszinierende Welt der Circuspferde. Zwar sind die üblichen Längs- und Querspiegel für Kontrollblicke der Reiter vorhanden. In der Hallenhälfte vor der Kniestube, die von einer Fensterfront aus die Aktivitäten in der Reitbahn verfolgen lässt, befindet sich eine Manege für Proben, die derjenigen auf Tournée entspricht. Ein Hingucker sind alte bunte Plakate und an der Wand zum Elefantenstall die vier riesigen Portraits der Circusgründer, flankiert von Aufnahmen der Brüder Fredy Knie sen., Grandseigneur der Pferdedressur, und Rolf Knie, der eine Vielzahl von Elefanten dressiert hatte.

Was vor bald 100 Jahren begann…
Man schrieb das Jahr 1919. Kaum hatten die vier portraitierten Brüder Friedrich, Charles, Rudolf und Eugen, Vertreter der 4. Generation, die Freiluftarena Knie übernommen, versuchten sie, ihren Traum vom eigenen Circus zu verwirklichen. Ihre spartanisch strenge Mutter Marie wollte von einem solchen Abenteuer nichts wissen. Sie verweigerte ihre Zustimmung und jegliche finanzielle Unterstützung. Trotzdem hielten die risikofreudigen Artistensöhne an ihrem Plan fest. Das erste Zweimasterzelt konnten sie auf Pump erwerben. Neben dem Chapiteau stellten sie eine prächtige Orgel auf. Ein Prunkstück aus Paris. Mutter Marie kommentierte den Anblick mit einem einzigen Wort: Grössenwahn!

Nun gehörten zu einem Circus auch Tiere. Friedrich Knie Präsentierte als erste Tiernummer eine mit Ponys. Schade, dass er die Weiterentwicklung des Familienunternehmens nicht erleben konnte. Er wäre von berechtigtem Stolz erfüllt, wenn er heute – fast hundert Jahre später – seinen Nachfahren Fredy bei der einfühlsamen Arbeit mit Hengsten verschiedener Rassen beobachten könnte.

Fredy Knies sanfte, humane Dressurmethode
Souverän gab der renommierte Tierlehrer und artistische Direktor des Schweizer Nationalcircus zum sechsten Mal Einblicke in seine gewaltfreie Methode der Vertrauensbildung. Diese gilt als absolut notwendige Grundlage für alle späteren Schritte. Ziel bleibt die gegenseitige Freude an der Arbeit.

Diese sichtbare Freude des Ausbildners und seiner vierbeinigen Schüler sprang bald über auf die anwesenden Pferdeliebhaber, die oft spontan applaudierten. Die imposante, nicht unterdrückte Ausstrahlung der Hengste, in deren Natur es liegt, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wusste zu begeistern. Fredy Knie ergänzte, dass dieses stolze Erscheinungsbild beim Publikum gefragt sei. Nur etwa 10% der Vorstellungsbesucher seien hippologisch geschult. Die restlichen Zuschauer möchten sich einfach an solchen Pferdeschönheiten erfreuen. Der optische Aspekt spiele deshalb eine massgebende Rolle. Allfällige Leittierallüren lässt Fredy Knie nicht aufkommen. Jeder Hengst muss in der Gruppe als Anführer oder als Letzter eingesetzt werden können, denn die ranghöchste Position des Alphatyps nimmt stets der Dresseur ein.
Der Anschauungsunterricht gab in verständlicher Weise Aufschluss über das ganze Spektrum der Pferdedressur im Circus. Vom Pflicht-Abc über das Integrieren in eine Gruppe und individuell abgestimmte Einzellektionen bis zur Auftrittsreife. Höchst beeindruckend war das im diesjährigen Programm vorgeführte Karussell mit 28 Hengsten und 8 Ponys aus der Piste. Ein wunderschönes Schaubild auf einer Fläche von nur 13 Metern Durchmesser, wie es sich Laurent Franconi, Reitlehrer von König Louis Philippe und Erfinder der Freiheitsdressur, wohl nie erträumt hätte.
Den Abschluss bildeten gesattelte iberische Pferde. Bereiterin Rebecca und Schwiegersohn Maycol präsentierten Gangarten und Übungen der sogenannten Hohen Schule, die ursprünglich der Leistungsfähigkeit von Kriegspferden gedient hatten. Und die erst vierjährige Enkelin Chanel auf Pony Lafayette liess erkennen, dass auch bei ihr schon „Pferdegene“ vorhanden sind…

Der CVA bedankt sich ganz herzlich bei Elsie Streiff für diesen spannenden Einblick in die faszinierende Welt der Pferde!
  
Foto und Logo: Schweizer Nationalcircus Knie (www.knie.ch)