European Youth Circus Wiesbaden 2022

Vom 13.-16. Oktober 2022 ging in Wiesbaden das Nachwuchsfestival über die Bühne. Normalerweise findet es alle zwei Jahre statt. Pandemiebedingt musste es allerdings 2020 ausfallen. Im friedlichen Wettstreit massen sich 35 Artisten aus 12 Ländern in zwei Alterskategorien.

Das Interessante an den Nachwuchsfestivals ist die Beobachtung der Zukunftstrends. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Kostüme wieder bunter, die Inszenierungen wieder lebhafter und fröhlicher sowie die Musik melodiöser werden. Damit setzen die Artisten von morgen wieder vermehrt einen Kontrapunkt zum aktuellen Weltgeschehen. Und dies verschafft dem Circus seine Unbeschwertheit. Eine Exklusivität, zu der Sorge zu tragen ist.

Hauptpreisträger in der Alterskategorie 12-17 Jahre:

  • Gold: Gabriel dell'Acqua, Italien, mit einer atemberaubenden Handstandequilibristik. Obwohl erst 12-jährig ist er schon bei anderen namhaften Festivals als Sieger gekürt worden. Er stammt aus der italienischen Circusdynastie Canestrelli.
  • Silber: Sára Nagyhegyi, Ungarn, mit einer kraftvollen Darbietung am Luftring.
  • Bronze: Anna Levina, Ukraine, mit Handstandequilibristik. Die 12-jährige Artistin bettet ihre Nummer in eine Slapstick-Szenerie ein.

Hauptpreisträger in der Alterskategorie 18-25 Jahre:

  • Gold: Angelina & Oleksandra, Ukraine, mit ihrer Kontorsionistik, mit der sie auch schon am Young Stage Festival in Basel brillierten.
  • Gold: Mariia Shevchenko, Ukraine, mit ihrer unvergleichlichen Luftakrobatik an den Schlaufen-Strapaten. Ihre Darbietung beinhaltet höchst anspruchsvolle Tricks. Da sie laut Jury dieselbe Punktzahl erreichte wie das ukrainische Kontorsions-Duo, erhielt Mariia verdientermassen die zweite goldene Auszeichnung. Daneben gewann sie auch den Publikumspreis der Herzen.
  • Silber: Johann Prinz, Deutschland, studierte seine Strapatennummer an der Staatlichen Ballettschule und Schule für Artistik in Berlin ein. Das Preisgeld in der Höhe von 1'500 Euro spendierte übrigens der Circus Monti.
  • Silber: Alexandra Malter, Belgien, stammt aus der Circusfamilie Malter. Ihre aufreizende und körperbetonte Hula Hoop ist keineswegs billig verkauft. Sie versteht es, mehrere Hoops geleichzeitig um Hals, Bauch, Beine und Arme zu kreisen, während sie obendrauf auf der Stirne einen weiteren Ring balanciert.
  • Bronze: Fleuriane Cornet, Frankreich, schwebt förmlich mit ihrem Fahrrad über die Bühne. Mit einer ausgesprochenen Leichtigkeit präsentiert sie ihre Kunst auf ihrem Fahrrad, wobei sich ihr lieblicher Gesichtsausdruck nie verändert. Zum Zuschauen eine Augenweide, für die Artistenkunst ein vielleicht nach langem wiederentdecktes Requisit.

Neben den Hauptpreisen wurden 11 Sonderpreise vergeben. Nachfolgend ein Auszug:

  • Preis des CVA: Wie bereits in einem anderen Newsbeitrag berichtet, ging der CVA-Sonderpreis an den holländischen Diabolokünstler Ezra Veldmanhttps://www.circusfreunde.ch/aktivitaeten/preistraeger/ezra-veldman
  • Preis der Gesellschaft der Circusfreunde in Deutschland: Gerardo Segura Macias stammt aus einer traditionellen Artistenfamilie. Verwandt mit den grossen "Quiros" ist für ihn das Tanzseil daher naheliegend, auf dem er seine Kunst mit viel Feuer und Temperament darbietet.
  • Preis des Tigerpalastes Frankfurt: Dank seiner Beziehungen zum österreichischen Circus Pikard fand Stefan Dvorak zum Circus. Dort machte er Bekanntschaft mit dem Schweizer Allround-Artisten Eddy Carello. Er erkannte in ihm das grosse Talent und fördert ihn bis heute. Stefan Dvorak, assistiert von seiner Mutter, beherrscht nicht nur die Rola Rola, sondern auch den showmässigen Auftritt.
  • Zukunftspreis: Auch das Festival erhielt einen Preis: Alle zwei Jahre vergibt die Gesellschaft der Circusfreunde Deutschland (GCD) den "Zukunftspreis", der Verdienste um die Nachwuchsförderung von Artisten auszeichnet. Diesen Preis durfte stellvertretend der Kulturamtsleiter von Wiesbaden, Jörg-Uwe Funk, vom Präsidenten der GCD, Stefan Nolte, entgegennehmen.

Der einzige Festivalteilnehmer aus der Schweiz, Vincenz Lang, ist Teil des Schleuderbrett-Trios Cenzolkas. In der Staatlichen Artistenschule Berlin baute das Schweiz-Deutsche Trio eine atemberaubende Schleuderbrett-Darbietung auf. Allerdings schaffte es ihre Kunst leider nicht in die Preisträgergala.