Bei strahlendem Sonnenschein fand am Samstag, 7. September 2024 auf der Zeughauswiese in Schaffhausen der Sommerplausch des CVA statt. Das Chapiteau des Zirkus Stey wurde prachtvoll aufgebaut und als erstes fiel die über die Sommerpause neu gestaltete Kasse ins Auge. Für die Leuchtschrift verantwortlich ist Rafael Gil. Den Mexikaner sah das Publikum später auch noch als virtuosen Jongleur in der Manege. Doch der Reihe nach.
CVA-Präsident Filip Vincenz begrüsste die zahlreichen Gäste, bevor man sich bei Bratwurst und Salat stärkte. Anschliessend gab es in der Manege einen Talk mit Rolf Stey und seinem Sohn Martin, der den Zirkus Stey heute führt. Filip Vincenz berichtete zuerst, dass die Artistendynastie Stey eine der ältesten Zirkusdynastien der Welt ist und die Geschichte der Steys auf das Jahr 1437 zurückgeht. Rolf Stey erzählte, dass es zu Beginn in der Schweiz einen Zirkus Gasser-Stey und einen Zirkus Stey-Gasser gab. Dies war verwirrend, und so sollte dasjenige Unternehmen den Namen Stey tragen dürfen, in welchem Rolfs Grossmutter Mathilde Stey sich niederliess. Es war sozusagen der Grundstein des heutigen Zirkus Stey, der seit 1949 mit einem eigenen Zelt durch die Schweiz tourt. Senior-Direktor Rolf Stey resümierte ernüchternd, dass er selbst heute wohl keinen Zirkus mehr auf Tournée schicken würde. Zu gross seien die bürokratischen und finanziellen Herausforderungen etwa rund um die Plakatierung, den Anschluss von Wasser und Strom oder den Unterhalt der Fahrzeuge. Während früher hunderttausend Franken für die vor Saisonstart zu erledigenden Aufgaben ausgereicht hätten, sei dies heute bei Weitem nicht mehr genug. Der Zirkus Stey ist froh, dass er sich etwa mit der Vermietung beim Lachner Wiehnachtszauber, mit Stey’s Weihnachtszirkus im Pilatusmarkt Kriens oder mit dem Frauenfelder Weihnachtszirkus weitere Standbeine aufgebaut hat. Ohne diese – so Martin Stey – wäre der tourende Zirkus nicht finanzierbar. Vorfreudig blickt Martin Stey denn auch auf die vierte Ausgabe des Frauenfelder Weihnachtszirkus, die zum ersten Mal ein fliegendes Trapez zu bieten hat.
Doch auch das Saisonprogramm, welches die CVA-Mitglieder im Anschluss an den Talk zu sehen bekommen, hat einige Highlights zu bieten. So etwa Mikhail Hidai, der auf dem Schlappseil nicht nur jongliert, sondern dazu auch noch auf einem Stuhl oder einem Einrad balanciert. Die Truppe Cheban erleben wir mit zwei atemraubenden Darbietungen, vor der Pause mit Salti von der Russischen Schaukel gesprungen, im zweiten Teil dann auf überdimensional-grossen Gummireifen. Alina Malko entführt uns mit ihrer Flying Pole in die Luft, während Mariia Girda Kostümillusionen im rockigen Stil darbietet. Walery und Anastasiia sind den CVA-Besuchern noch bestens von der letzten GV im Circus Maramber bekannt und auch in der Stey-Manege verfehlt die BMX-Darbietung ihre Wirkung nicht. Rafael Gil jongliert nicht nur mit Bällen, sondern lässt auch Hüte in die Luft fliegen. Clown Sebi van Gool ist ein äusserst sympathischer Vertreter seines Fachs und weiss mit klassischen Einlagen und schönen Requisiten zu gefallen. Zu Recht besonders stolz ist Martin Stey auf seine Kinder. Tochter Simone, zeigt gleich zu Beginn eine beeindruckende Arbeit im Luftnetz. Ihr kleiner Bruder Rolfi ist nicht nur der Partner von Clown Sebi, etwa im Waschmaschinen-Entrée, sondern präsentiert zusammen mit seiner Mutter Mia auch die hauseigenen Ziegen. Mia Stey wiederum zeigt die fünf Ponys des Zirkus Stey in einer flotten Dressur, wie immer zu Live-Musik. Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass der Zirkus Stey die Werte des klassischen Zirkus hochhält.
Selbst bezeichnen sich die Steys als letzter Traditionszirkus der Schweiz. Und mit dem diesjährigen Saisonprogramm hat die Familie Stey eindrücklich bewiesen, dass der Traditionszirkus auch in der heutigen Zeit mehr als eine Daseinsberechtigung hat. Nein, der Traditionszirkus darf durchaus zum Schweizer Kulturgut gezählt werden.
Damit möglichst viele Zirkusbesucher dafür sorgen, dass der Zirkus noch lange weiterlebt, hat der CVA vor Ort eine Mitgliederwerbung gestartet. Alle Besucher erhielten nicht nur einen Flyer, sondern auch einen Gutschein für ein Glacé – bei diesem sonnigen Wetter eine willkommene Aktion, die hoffentlich dafür sorgt, dass diese liebgewonnene Zirkustradition noch lange besteht.
Weitere Infos zum Zirkus Stey: https://www.stey.ch/
Text: Randy Scheibli
Bild: Filip Vincenz