Cirque Starlight - Moi

In seiner 36. Saison wartet der Cirque Starlight wiederum mit einer avantgardistisch angehauchten Produktion auf. Sie trägt den Titel "Moi", was soviel heisst wie "ich" oder "mich". Die neuste Kreation aus der Schmiede von Christopher Gasser befasst sich mit den Fragen, wer wir wirklich sind, inwiefern wir auf unsere innere Stimme hören oder beugen wir uns dem Mainstream. "Moi" ist reich an Artistik, Farben, Melodien, Lebensfreude und verträumter Melancholie und steht dabei im Kontrast zum Programm "Limbes" des vergangenen Jahres.

8 Wochen Probe für 3 Monate Tournée

Eine derart durchdachte und aufeinander abgestimmte Inszenierung bedarf entsprechender Vorbereitung. Starlight nimmt sich mit dem Ensemble für die Entstehung rund 2 Monate Zeit. Dabei werden nicht nur einfach die artistischen Disziplinen aneinandergereiht, sondern es entwickeln sich im Verlauf der Zeit in einem kreativen Schöpfungsprozess die Dramaturgie, die Musik, die Kostüme oder das Bühnenbild. In "Moi" besteht letzteres aus verschiedenen Türen, die durch die Artisten immer wieder neu angeordnet werden. Durch sie treten die Akteure immer wieder in neue Sphären. Für die Zuschauenden ergeben sich daraus neue Effekte, Blickwinkel und Perspektiven auf das Geschehen auf der Bühne.

Gleich zu Beginn der Show nehmen die Zuschauenden einen Live-Musiker mit Violine wahr. Später kommen dann noch ein Akkordeon und Perkussion/Drums hinzu. Die musikalische Live-Begleitung durch das Trio Sylvie Amadio, Manuel Voirol und Leonardo Francia bereichert die diesjährige Produktion ungemein. Zum Artistenensemble gehören unter anderem Batchimeg Batbeh und Azjargal Damba aus der Mongolei. Sie beeindrucken mit ihrer Keulenjonglage auf dem hohen Einrad und im Luftring. Sie tragen passende Kostüme und haben eine herzhafte Ausstrahlung. Ebenfalls aus dem fernen Osten stammt Eisuke Saito. Neben seinen Diabolo-Acts schlüpft er auch in die Rolle des Spassmachers. Für Nervenkitzel sorgt vor allem Dimitri Terribilini an der Pole. Seine Abfaller in verschiedenster Art enden jeweils nur wenige Zentimeter über dem Bühnenboden. Die Spezialität von Laurine Dumora ist das Tanztrapez und das Rhönrad.

Wiedersehen mit Jessica Gasser auf der Starlight-Bühne

Nach längerem Unterbruch reist Jessica Gasser mit dem elterlichen Circus Starlight mit und tritt als einziges Familienmitglied auf der Bühne auf. Neben den LED-Hula Hoops ist sie mit Elise Martin in einer anspruchsvollen Trapeznummer zu sehen. Letztere beeindruckt auch am Vertikalseil und fällt überhaupt mit ihrer Vielseitigkeit auf hohem artistischen Niveau auf. Fehlen noch die Hauptprotagonisten Alexia Voirol und Renaud Monthoux, die bereits in der letztjährigen Produktion die Haupthandlung verkörperten.

Anlässlich der Premièren-Vorstellung erhob sich das Publikum - ganz auf sein inneres "Moi" hörend - zu einer nicht enden wollenden Standing Ovation. Damit konnten nicht nur die Artisten, sondern auch die vielen weiteren kreativen Akteure um Christopher, Jocelyne und Heinrich Gasser den verdienten Lohn entgegennehmen für "notre art, notre profession, mais surtout notre passion." 

Der Cirque Starlight tourt bis 20. Juni 2023 durch die Romandie.

Weitere Infos unter: https://2023.cirquestarlight.ch/

Text und Bild: Filip Vincenz