Als Jocelyne und Heinrich Gasser 2023 den Tournéebetrieb aufgaben und den Cirque Starlight verkauften, kündigten sie an, 2024 einen Weihnachtscircus in Neuchâtel initiieren zu wollen. Wo ein Wille, da ein Weg. Am Sankt Nikolaustag 2024 lud die Familie Gasser zur Première auf den Place du Port in Neuchâtel. Weihnachten gilt ja als Fest der Liebe und der Familie. Und so ist die ganze Familie Gasser in die Weihnachtsproduktion eingebunden. Heinrich und Jocelyne Gasser sind die Treiber hinter dem Projekt. Der älteste Sohn Johnny ist der artistische Direktor. Sein jüngerer Bruder Christopher, der inzwischen mit Emma verheiratet ist, zeichnete einmal mehr für die Inszenierung verantwortlich. Er ist das einzige Familienmitglied, das auf der Bühne zu sehen ist, abgesehen vom Perkussionisten Leonardo Gasser Francia, dermit Jessica Gasser verheiratet ist. Sie ist für die Betreuung der sozialen Medien zuständig.
Die Inszenierung ist eine Mischung zwischen Circus, Theater und Märchen. Unter dem Titel «une lettre pour noël» handelt sie vom Mysterium rund um den Weihnachtsmann. Sie spielt am Nordpol, wo die Weihnachtswunschbriefe aller Kinder eintreffen. Die Geschichte spielt in der heutigen Zeit, weil in den meisten Briefen entweder ein Mobiltelefon oder eine Spielkonsole gewünscht wird. Maurice (Noël Antonini) sortiert die Briefe und wird dabei vom stummen Elfen Bernardo (Christopher Gasser) unterstützt. Weitere Elfen sind in der Geschenkfabrik mit Einpacken und dem Versand beschäftigt. Aus dieser Rahmenhandlung lösen sich immer wieder artistische Darbietungen heraus. Etharagi Mola Birhanu präsentiert etwa eine Leiterbalance. Zoé Gaillard-Bizot aus Frankreich produziert sich anmutig und trickreich am Luftring. Ihr Partner Théo Rathuille ist in Ausdruckstanz zu sehen, eine im Circus eher ungewohnte Disziplin. Aus Australien ist Karina Schiller angereist. Sie windet sich flink am Chinesischen Mast und stellt dabei ihr komisches Talent unter Beweis. Pavel Roujilo’s Disziplin ist die Balljonglage. Sehr schön in Szene gesetzt und sehr trickreich ist das Diabolo von Aélia Savary & Mateo Turbelin – sie als Balletteuse, er als eine zum Leben erweckte Marionette. Erwähnenswert ist aber auch Luel Geremedhn. Was der Kontorsionist mit seinem Körper anstellt, macht nur schon vom Zusehen weh.
Wer den Cirque Starlight der letzten Jahre kennt, der weiss, dass die Familie Gasser einen avantgardistischen Weg eingeschlagen hat. Dieser Weg wird konsequent weiterverfolgt. Die engagierten Artisten haben sich bei der Kostümierung, der musikalischen Begleitung und der Inszenierung dem Programmmotto unterzuordnen. Und so entsteht ein Gesamtkunstwerk, das in punkto Rahmenhandlung, Bühnenbild und Kreativität seinesgleichen sucht.
Der Cirque Starlight spielt bis 5. Januar 2025 in Neuchâtel.
Infos und Tickets: https://starlightproduction.ch/