Circus Krone backstage

Seit 1919 ist München der Stammsitz des Circus Krone. Von Dezember bis April strömen die Münchner in Scharen in den Winterbau, um den Vorstellungen der Winterspielzeit beizuwohnen. Wenn der Circus auf Tournée ist, wird der Kronebau für Musicals und Konzerte genutzt. Ausserhalb von München, in Wessling, befindet sich die Krone-Farm. Das Angebot im ursprünglich als Gnadenhof für Circustiere konzipierten Infrastruktur wurde in den letzten Jahren laufend ausgebaut. Heute ist die Krone-Farm ein beliebtes Ausflugsziel und Naherholungsgebiet für Circus- und Tierfreunde.

Während der Winterspielzeit finden im Kronebau kommentierte Tierproben statt. Martin Lacey-Krone etwa erklärt den interessierten Besuchern, wie er und sein Sohn Alexis die Raubtiere an die Arbeit in der Manege heranführen. Geduld, Respekt, gegenseitige Vertrauen und Belohnung sind die Grundpfeiler einer erfolgreichen und tiergerechten Dressur. «Jedes Tier hat seinen eigenen Charakter, der nicht gebrochen werden darf», ist die Kernbotschaft. Interessant auch zu sehen, wie er seinen 17-jährigen Sohn Alexis in die Arbeit mit Löwen und Tigern einführt. Die Stimme und die Körperhaltung des Tierlehrers sind wichtig für die Interaktion mit dem Tier. Während des Käfigabbaus stellt sich Martin Lacey-Krone geduldig den vielen Fragen aus dem Publikum, bevor Hans Ludwig Suppmeier die Arbeit mit Pferden kommentiert.

Frank Keller, der Tierschutzbeauftragte des Circus Krone, konfrontierte die Zuhörer im Anschluss der Tierprobe mit weiteren Daten zum Circus Krone. So betreibt der Circus Krone in München eine eigene Schneiderei, Sattlerei, Schlosserei, Malerei, Schreinerei und weitere Werkstätten für Fahrzeugunterhalt und Requisitenbau. Auf Tournée benötige der Circus Krone als eigenständige «Stadt in der Stadt» drei Dinge: einen Platz, einen Wasseranschluss und Publikum. Elektrizität könne selber produziert werden.

Am Sonntagvormittag bot Frank Keller einen exklusiven Einblick in die Tournéevorbereitungen auf der Theresienwiese. Am 10. April heisst es Manege frei in komplett neuen Zeltanlagen. Das neue Chapiteau und die neue Sitzeinrichtung aus italienischer Produktion hat zwar die Bewährungsprobe im vergangenen Weihnachtscircus in Rosenheim schon bestanden. Doch es fehlt die Erfahrung für den schnellen Reisebetrieb im Sommer. Das neue Chapiteau ist mit 77 x 44 Metern zwar grösser als das bisherige, umfasst aber «nur» noch 2000 Sitzplätze – 800 weniger als früher. Die gepolsterten Einzelsitze bieten mehr Komfort und Dank der beiden Rundbögen gibt es von jedem Sitzplatz aus einen ungehinderten Blick auf das Geschehen in der Manege. Im Sattelgang sind eine Probemanege sowie die Garderobenwagen integriert. Über einen gedeckten Laufgang gliedern sich nahtlos die Pferdestallungen an. Trockenen Hufes gelangen die 38 auf Tournée mitgeführten Pferde direkt in die Manege und wieder zurück. Im Eingangsbereich des mächtigen Chapiteaus befindet sich die Gastronomie, die in neuen Containern untergebracht ist. Zwischen der Licht-/Tonregie und den Gastronomiecontainern wurde eine Orchesterbühne eingefügt. Während des Einlasses begrüssen die Musiker das Publikum. Nicht nur musikalisch, sondern auch visuell werden beim Tournéebetrieb neue Akzente gesetzt. So gelangen die Besucher über aufwendig gestaltete Holzportale in den Circus. Und wer das Geschehen von den Balkonlogen aus verfolgt, gelangt über hölzern eingefasste geschwungene Treppen an seinen Sitzplatz.

Momentan plant der Circus Krone für Abbau, Transport und Aufbau zwei spielfreie Reisetage. Ob die ganze Zeltstadt in nur einem Ausfalltag umgesetzt werden könne, müsse sich noch weisen. Ähnlich wie beim Circus Knie reist ein Vorkommando voraus, um vorgängig den zweiten Satz Rundbögen zu errichten. Auch der über 80m lange Pferdestall ist doppelt vorhanden, damit die Verweildauer für die Tiere in den Transportern möglichst kurz gehalten werden kann. Sämtliche Tiertransporter sind mit Innenkameras ausgestattet, damit der Fahrer seine Schützlinge jederzeit im Blick hat. Seit dem Jahr 2000 erfolgt der gesamte Transport auf der Strasse.

Bild und Text: Filip Vincenz