Gross war die Betroffenheit, als sich am 23. Februar 2025 die Nachricht über den Tod von Robert «Mäni» Neeser verbreitete. Er wurde am 20. Juli 1952 in eine Artistenfamilie hineingeboren. Seine Mutter Loni, eine geborene Gasser, war eine berühmte Luftartistin und arbeitete 1950 im Circus Knie, wo sie ihren Mann kennenlernte. Wenn die Familie nicht auf Tournée war, wohnte sie in Zürich-Hardau, dem Winterquartier der Schausteller und Circusartisten. 1958 kehrte die Familie für eine Saison zum Schweizer Nationalcircus zurück, es war die erste Saison des vierjährigen Robert. Als die Schulpflicht rief, zogen sich seine Eltern aus den Saisonengagements zurück, um ihrem Sohn eine gute Schulbildung in Zürich zu ermöglichen. Robert und sein Bruder Franco entwickelten während dieser Zeit eine enge Bindung zu ihrer Grossmutter. Ihre Eltern verdienten ihren Lebensunterhalt mit Engagements bei Galaveranstaltungen.
Wie damals üblich brachten die Eltern ihren Söhnen das Artistenhandwerk bei. Robert entdeckte sein Talent für die Jonglage und die Komik. Nach Abbruch seiner Malerlehre ging er im Alter von 16 Jahren zum Zirkus Stey ins erste Engagement, wo er nicht nur als Clown und Jongleur auftrat, sondern auch beim Auf- und Abbau anpackte.
1981 kam Robert Neeser als Artist zum Circus Knie, wo er als «Mäni» zusammen mit Rolf Knie jun., Little Ferry, Pipo und Gaston im Militärentrée auftrat. Schon bald entdeckte die Direktion seine Vielseitigkeit. Wurde er anfänglich als Clown und Artist eingesetzt, fand er sich später auch in der Rolle als Sprechstallmeister und Oberrequisiteur wieder. Aber auch hinter den Kulissen wurden ihm Aufgaben übertragen. So war er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Circus Knie im Jahre 1992 Chef des Wagenparks.
Ein Höhepunkt in seiner Artistenkarriere war bestimmt die Knie-Tournée 1987, als er nach zweijährigem Training zusammen mit Mary-José Knie ein Pas-de-Deux auf zwei Pferderücken ritt. «Mit unglaublicher Leichtigkeit wurden da klassische Figuren gezeigt», titelte damals das Bieler Tagblatt. Auf der Soleil-Tournée 1992 doppelte eine weitere Zeitung nach: «Beim Pas-de-Deux von Mary-José Knie und Robert Nesser lehnt sich der Zuschauer zurück. Perfekt harmonieren Pferd und Mensch, federleicht bewegen sich die Artisten auf den Pferderücken.» Aber auch 1989, als Louis Knie sen. ein Pas-de-Six auf vier Elefanten präsentierte, war Robert Neeser mit von der Partie. Den meisten Circusbesuchern dürfte er allerdings als Einlassclown in Erinnerung bleiben. Auf seinen Stelzen war er schon von weitem erkennbar und begrüsste das Publikum. Das Schweizer Fernsehen widmete ihm 1987 in der mehrteiligen Sendereihe «Circusleute» einen eigenen Beitrag.
Aus der Ehe mit Brigitte stammen die beiden Kinder Jasmin und Ramon, die im Circus ihre Kindheit verbrachten und in Knies Kindercircus ihre ersten akrobatischen Gehversuche unternommen haben.
Auch nach seiner Artistenkarriere war «Mäni» eng mit dem Circus verbunden und pflegte gute Kontakte. An Premièren war er ein gern gesehener Gast.
Wir entbieten den Hinterbliebenen unsere aufrichtige Anteilnahme und werden «Mäni» ein ehrendes Andenken bewahren.
Filip Vincenz