Preisträger Young Stage 2024

Mit der Gala am 6. Mai 2024 fand das 15. Young Stage Festival von Basel einen würdigen Abschluss. Die Organisatoren rund um Nadja Berger durften während den sechs Shows insgesamt 8'500 Besucher in der Event Hall der Messe Basel willkommen heissen. In diesem Jahr bewarben sich 600 junge Künstler aus 60 Nationen für die Festivalteilnahme. Daraus wurden schliesslich 26 Nachwuchsartisten aus 11 Nationen ausgewählt, die sich der fachkundigen Jury stellten. Urs Pilz, der artistische Direktor des Internationalen Circusfestivals von Monte-Carlo, nahm zum ersten Mal Einsitz in der prominent besetzten Jury. Mit Bezug auf das diesjährige Motto «innovativ zwischen Tradition und Moderne» erwähnte er, dass jede auch noch so moderne Circusnummer schliesslich immer auf einer traditionellen Artistendisziplin basiere. Mit viel Kreativität lasse sich daraus sehr vieles entwickeln.

Die Aussage von Urs Pilz trifft auf die Polin Emilia Dawiec voll und ganz zu. Dem uralten Genre des Zopfhangs verpasst sie mit einer Discokugel einen neuen Anstrich. Der Ukrainer Anton Manaharov kombiniert klassische Handstandequilibristik mit martialischem Boléro und exzentrischem Tanz, während Quinton Lopez aus den USA die Kontorsion mit der Flying Pole verbindet. Anders greift das ukrainische Trio Inshi zu Jonglierbällen und bettet den technisch diffizilen Act in eine nicht minder anspruchsvolle Tanzchoreographie ein. Die Jury belohnte die Ukrainer mit dem Bronze Star.

Daneben gab es aber auch Darbietungen, die mehr auf die solide Akrobatik und weniger auf ausgefallene Experimente setzten. Die fünf chinesischen Artistinnen des Yinchuan Arts Theater auf den hohen Einrädern kickten sich gegenseitig mehrere Schalen zu. Auch wenn diese Disziplin nicht neu ist, zieht sie das Publikum noch heute in ihren Bann. Und dass ausgerechnet die Chinesinnen mit dieser traditionellen Nummer den Young Star Publikumspreis gewonnen haben, zeigt einmal mehr, dass vor allem die kleinen Zuschauer einfach unterhalten werden wollen. Und sie sind ja schliesslich die Circusbesucher von morgen. Ebenfalls klassisch, aber höchst selten gesehen, sind die rollenden Reifen von Jesse Patterson. Die Amerikanerin eifert dem berühmten Bob Bramson nach. Bis zu neun Reifen lässt sie mit grosser Präzision und viel Geschicklichkeit gleichzeitig um sich kreisen. Der CVA zeichnete diese Darbietung mit dem mit 1'000 Franken dotierten Sonderpreis aus. Auch eher traditionell ist der Strapaten-Act von Katharina Waigmann und Johann Prinz. In unterschiedlichen Höhen zeigen die Österreicherin und der Deutsche eine Love Story, wie es sie schon in ähnlicher Form zuhauf gibt. Dass sie als einzige Teilnehmer leer ausgingen, ist trotzdem bedauerlich. Denn schön anzusehen war es allemal.

Das Traditionelle mit dem Modernen zu kombinieren, kann auch auf komische Art erfolgen. Mateus Torquato Pereira und Lucas Guilherme de Aquino aus Brasilien brechen aus ihrem monotonen Büroalltag aus, was in einer unkonventionellen Jonglage mit viel Papier und Keulen mündet. Interessant anzusehen ist das Cyr Wheel von Fenja Barteldres aus Deutschland. Wenn sich ihr Requisit plötzlich öffnet und sich in seine Einzelteile zerlegt, lässt die Artistin die Zuschauer vorerst im Glauben stehen, dass es sich um ein Missgeschick handelt. Daraus entwickelt sich eine Nummer, bei der die Teile des Cyr Wheel plötzlich eine neue Verwendung finden. Für diese Neuinterpretation des Cyr Wheel zeichnete die Jury Fenja Barteldres mit dem Silver Star aus.

Ganz schrill ist das Comedy Hoop von Danielle und Kellin. Die Beiden verhelfen dem klassischen Hula Hoop zu neuem Schwung und zu noch nie dagewesenen Tricks – an allen erdenklichen Körperteilen. Der urkomische Act gewann den Publikumspreis. Dass Wrestling auch komisch sein kann, beweisen Lucas Chacon Rodriguez aus Spanien und Natalia Koskela aus Finnland. Ihr Act ist mehr als blosse Hebeakrobatik. Neben der Technik kommen hier sowohl der kreative als auch der innovative Aspekt sehr gut zum Ausdruck. Und auch die Publikumsreaktionen liessen vermuten, dass die Partnerakrobatik wohl weit vorne platziert werden wird. Die Jury belohnte die Beiden mit dem Golden Star.

Daneben gab es auch Künstler, welche die grosse Bühne nutzten, um ihr persönliches Schicksal mit dem Publikum zu teilen. Aleksei Teslin aus Russland versuchte, das Publikum mit seiner extravertierten und überdrehten Diabolo-Nummer für sich zu gewinnen. Für seine Leistung gab es immerhin zwei Sonderpreise in Form von Engagements. Und schliesslich verarbeitete Storm Hovan aus den USA seine Identitätskrise am Vertikalseil. Damit auch er nicht mit leeren Händen nach Hause gehen musste, zeichnete ihn die Jury mit einem Spezialpreis für die eindrücklichste Message aus.

Innert nur 15 Jahren ist Young Stage zu einem der bedeutendsten Nachwuchsfestivals herangewachsen. Nadja Berger, die Gründerin und Festivalleiterin, betonte denn auch, dass sie immer auf Menschen und Partner zählen konnte, die an den Erfolg dieses Festivals glaubten.

Hauptpreise:

  • Golden Star: Lucas Chacon Rodriguez (ESP) & Natalia Koskela (FIN)
  • Silver Star: Fenja Barteldres (GER)
  • Bronze Star: Trio Inshi (UKR)
  • YOUNG STAR- Prize: Yinchuan Arts Theater (China)
  • Publikumspreis: Danielle (CAN) & Kellin (USA)

Engagement Preise:

  • Circus Roncalli: Aleksei Teslin (RUS)
  • Feuerwerk der Turnkunst: Trio Inshi (UKR)
  • Palazzo Colombino: Lucas Chacon Rodriguez (ESP) & Natalia Koskela (FIN)
  • Europa-Park: Quinton Lopez (USA)
  • GOP-Varieté: Lucas Chacon Rodriguez (ESP) & Natalia Koskela (FIN)
  • «Stille Kracht» / Casino Theater Winterthur: Danielle (CAN) & Kellin (USA)
  • Wintergarten Varieté: Anton Manaharov (UKR)
  • Cirque Imagine: Lucas Chacon Rodriguez (ESP) & Natalia Koskela (FIN)
  • Krystallpalast Varieté Leipzig: Fenja Barteldres (GER)
  • International Salieri Circus Festival: Lucas Chacon Rodriguez (ESP) & Natalia Koskela (FIN)
  • «Urbanatix»: Aleksei Teslin (RUS)
  • «Breakin’ Circus» der DDC Entertainment Group: Danielle (CAN) & Kellin (USA)

Sonderpreise:

  • Sonderpreis der Jury für die stärkste Message: Storm Hovan (USA)
  • Cirque du Soleil Award: Fenja Barteldres (GER)
  • «The 7 Fingers» Award: Lucas Chacon Rodriguez (ESP) & Natalia Koskela (FIN)
  • Circus Monti Award: Danielle (CAN) & Kellin (USA)
  • Europa-Park Talent Academy Award: Mateus Torquato Pereira & Lucas Guilherme de Aquino (BRA)
  • Preis der Circus-, Varieté- und Artistenfreunde der Schweiz: Jesse Patterson (USA)
  • Preis der Swiss Federation of Circus Schools (FSEC): Emilia Dawiec (Polen)
  • MSC Cruises Award: Trio Inshi (UKR)

Bilder: Young Stage - Text: Filip Vincenz