Wie die Familie Maillard mitteilt, ist der Gründer des Cirque Helvetia, Daniel Maillard, am vergangenen Mittwoch, 15. Mai 2024 im Alter von 78 Jahren verstorben.
Daniel Maillard (*1945) besuchte schon als Kind mit seinem Vater die Circusunternehmen Pilatus und Knie in seiner Geburtsstadt Lausanne. Inspiriert von den Circuserlebnissen unterhielt er die Nachbarschaft mit kleinen akrobatischen Soloprogrammen. Nach seiner Lehre als Bauzeichner schloss er sich einer Magiertruppe an, mit der er im Circus Olympia der Familie Gasser erste Erfahrungen sammeln konnte. Auch wenn er die Zeit vorerst mit Plakatieren, Auf- und Abbau, sowie als Chauffeur verbrachte, konnte er allmählich in die ersehnte Circuswelt eintauchen. Die ersten Gehversuche als Magier "Dany" unternahm Daniel Maillard im Circus Bühlmann. 1973 nahm ihn der Circus Nock unter Vertrag.
Der Traum vom eigenen Unternehmen erfüllte sich erst, als 1974 die Arena Helvetia zum Verkauf stand. Im Folgejahr stürzte sich Daniel Maillard zusammen mit Serge Ruegg, dem späteren Clown Pupuce, und mit seiner damaligen Frau Huguette ins Abenteuer. Zehn Artisten traten in der Freiluftarena auf. Nach einer publikumsschwachen ersten Tournée – im damaligen Hitzesommer – zog sich Serge Ruegg aus der Arena Helvetia zurück. 1988 gründete er den Circus Stellina. Enttäuscht, aber nicht desillusioniert, wagte Daniel Maillard 1978 den Neustart. Mit der Anschaffung des ersten Chapiteaus ging sein langersehnter Wunsch vom eigenen Zeltcircus in Erfüllung. Zusammen mit André Pinard gründete er 1978 zudem den ersten Weihnachtscircus in Lausanne. Im Sommer bereiste Helvetia mit grossem Erfolg die französischsprachige Schweiz. Oft war das 300 Sitzplätze umfassende Zelt ausverkauft. Ein Journalist aus Genf betitelte den Cirque Helvetia als "Bijou des Cirques Suisses" – ein Attribut, mit dem der Cirque Helvetia heute noch wirbt.
1981 bewarb sich Brigitte Richard als Trapezkünstlerin und Kontorsionistin bei Daniel Maillard. Nicht nur beruflich, sondern auch privat kamen sich Brigitte Richard und Daniel Maillard näher. 1984 heirateten sie. Im Jahr darauf kam der erste Sohn Julien (*1985) zur Welt, gefolgt von David (*1987). Mit der Geburt der zweiten Generation wurde die Circusfamilie für einige Jahre in Moudon sesshaft. Die Verbundenheit mit dieser Kleinstadt in der Romandie manifestiert sich noch heute im jährlich wiederkehrenden Cirque de Noël, der seit 2003 mit beachtlichem Erfolg durchgeführt wird.
Im April 2010 erlitt Daniel Maillard einen Schlaganfall, von dem er sich nur langsam erholte. Brigitte und die beiden Söhne führten den Tournéebetrieb trotz der schwierigen Umstände weiter. Zwei Jahre später entschlossen sich Brigitte und Daniel Maillard schliesslich, die Verantwortung über den Circus ihrem Sohn Julien zu übertragen, währenddem David sein Einkommen mit Galaauftritten verdient. Mit Julien als Clown und seiner Frau Anaïs als Artistin und Assistentin ist mittlerweile nicht nur die zweite Generation in der Manege präsent. Mit ihren Kindern Tristan und Simon zog bereits die nächste Generation im Circus ein.
Mit der Zeit war es Daniel Maillard nicht mehr möglich, mit seinem Cirque Helvetia mitzureisen. Doch wenn immer es sein Gesundheitszustand zuliess, wohnte er der Circuspremière bei. Auch wenn ihm das Sprechen schwerfiel, drückte sein Gesicht seine grosse Begeisterung für den Circus und seine Familie aus, die den Cirque Helvetia in seinem Sinne weiterführen.
Im Namen der Circusfreunde drücke ich der Familie Maillard mein tief empfundenes Beileid aus. Zurück bleibt die Erinnerung an einen Circusdirektor, der trotz Rückschlägen immer an den Cirque Helvetia glaubte. Leider blieb es ihm vergönnt, das 50 Jahrjubiläum des Cirque Helvetia zu erleben.
Dem Verstorbenen zu Ehren findet am Freitag, 31. Mai 2024, 15 Uhr im Chapiteau des Cirque Helvetia eine Gedenkfeier statt.
Filip Vincenz