Am Ostersamstag feierte die Welt zum 15. Mal den World Circus Day. Ein Blick auf die interaktive Karte auf der Website der Fédération Mondiale du Cirque zeigt eine Konzentration der Aktivitäten in den USA, Europa, Afghanistan und an der australischen Ostküste. Abseits dieser Circus-Hotspots leistet der Verein «Plume» das ganze Jahr hindurch einen wichtigen Beitrag, um Kinder und Jugendliche in Krisengebieten über das Circusspiel zu sozialisieren.
Der Ursprung des Vereins «Plume» geht auf den Circus Balloni zurück. Ende der 1980er-Jahre gründete Lucas «Pepe» Cadonau in der Schweiz den Mitspielcircus Balloni. 1992 schloss sich der studierte Theologe und Philosoph Jürg «Tinto» Bläuer an. Dies war der Auftakt einer intensiven Freund- und Partnerschaft. 1996 ging der Circus Balloni mit wunderschön restaurierten Nostalgie-Circuswagen, einem Segeltuchzelt und ganz viel Enthusiasmus erstmals auf Schweizer Tournée und mischte die Schweizer Circusszene mit seiner spritzig-frechen Art auf. 1998 drohte der Cirque du Soleil mit rechtlichen Schritten, weil er den Markenschutz verletzt sah. Der kanadische Sonnencircus, der im selben Jahr die Schweiz mit «Alegría» besuchte, störte sich an der Ähnlichkeit des Programmmottos «Allergía». Ein Beitrag in der Nachrichtensendung 10vor10 des Schweizer Fernsehens bescherte dem Circus Balloni allerdings viele Sympathien und volle Zuschauerränge.
Nach neun erfolgreichen Reisesaisons zog sich Jürg Bläuer als künstlerischer Leiter vom Tournéebetrieb zurück. In der Folge richtetet die Familie Cadonau das Circus-Theater Balloni noch stärker auf die Weiterführung der Clownauftritte, Animationen und Zeltvermietung aus. Zudem wurden jeweils im Sommer Kulturfestivals und zur Adventszeit die Dinnershow «Lachen & Lametta» veranstaltet.
2014 wurde der Circus Balloni aus der Türkei um Unterstützung angefragt. In der Grenzregion zu Syrien betreibt der Verein ‘Sirkhane’ verschiedene Zentren, wo syrische Flüchtlingskinder eine Schulbildung erhalten. Daneben dürfen sie sich in Circusdisziplinen versuchen. Anfangs 2016 flog Lucas Cadonau mit drei riesigen Koffern voll Circusmaterial, Kostümen sowie Spendengeldern in die Türkei und konnte sich vor Ort von der Sinnhaftigkeit des Projekts überzeugen.
Im Jahr darauf besuchte Lucas Cadonau eine Circusschule in Moldau, wiederum mit einem Koffer voll Requisiten. Die entgegengebrachte Freude, Begeisterung und Dankbarkeit veranlassten die Cadonaus, das wohltätige Engagement fortzusetzen und die materielle und finanzielle Unterstützung zu erweitern. Damit war die Idee des Vereins «Plume» geboren. «Plume» heisst auf deutsch übersetzt Feder. In vielen Kulturen ist die Feder ein Symbol für Freiheit, Befreiung, Leichtigkeit und Schutz. Mit dem Verein «Plume» möchte der Circus Balloni sein Engagement für benachteiligte Kinder und Jugendliche an verschiedenen Orten der Welt verstärken.
Was ursprünglich in der Türkei und in Moldau begann, wurde mittlerweile auf Benin, Libanon, Sizilien, Senegal, Ukraine, Nigeria und Brasilien ausgedehnt. Die Unterstützung ist aber nicht nur finanzieller und materieller Natur. Vor Ort werden lokale Coaches – zumeist ehemalige Strassenkinder – angeleitet, wie sie den Kindern und Jugendlichen die circensische Kunst näherbringen können. Damit leistet der Verein «Plume» einen wichtigen Beitrag zugunsten der Schwächsten dieser Welt, die unverschuldet in ein von Gewalt und Respektlosigkeit geprägtes Leben hineingeboren wurden, sowie in Flüchtlingslagern und Kinderheimen in politisch isolierten Regionen und Krisengebieten ein Dasein ohne Lichtblicke fristen.
Der Verein «Plume» finanziert sich über Mitgliederbeiträge und Spenden.
Infos: https://www.vereinplume.ch/