Cirque de Père Noël 2014

Programmbesprechung Cirque de Père Noël (Familie van Gool)

Seit nunmehr 24 Jahren präsentiert die Familie van Gool während der Winterzeit in Genf ihren Weihnachtscircus.

Auf der Plaine de Plainpalais kann das Unternehmen seine Zelte grosszügig aufbauen und in voller Schönheit präsentieren. Die Shows sind jedes Jahr sehr weihnächtlich geprägt und bestechen durch unterhaltsame Artisten-Darbietungen, Tierdressuren und wunderschöne Kostüme, welche zu einem Grossteil von Magdalena van Gool kreiert und auch selbst hergestellt werden. Die Direktion leistet sich auch jedes Jahr ein grosses Live-Orchester, welches gekonnt und professionell unter der bewährten Leitung von Tadek Kroll die Artisten begleitet.

Traditionsgemäss besuchen wir das Unternehmen jeweils am zweiten Weihnachtstag und auch dieses Jahr war die Vorstellung – trotz viel Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen - recht gut besucht. Der bisher mangelnde Schnee hat die Macher des Programms offensichtlich inspiriert. Magdalena Van Gool sucht zu Beginn der Vorstellung mit Hilfe der anwesenden Kinder die vermissten Himmelskristalle. Während der Vorstellung tritt das achtköpfige Circus-Ballett aus der Ukraine mehrmals als weisse Schneeflocken auf und symbolisiert damit den Winter. Ironie des Schicksals: am 27. Dezember 2014 lag die gesamte Schweiz unter einer dicken Schneedecke und auf den Strassen kämpften die Autofahrer mit den ungewohnten Tücken der weissen Pracht.
Auf den Verkauf eines Programmheftes wird verzichtet. Die ersten Jahre haben gezeigt, dass das Weihnachtspublikum nicht so sehr an diesen Informationen interessiert ist und aus diesem Grunde verzichtet die Direktion seit  Jahren auf diese Ausgaben. Ich kann den Entscheid nachvollziehen, würde es aber äusserst begrüssen, wenn dafür im Internet etwas detailliertere und vor allem aktuelle Informationen zu den einzelnen Artisten aufgeführt wären.  In der diesjährigen Liste ist das Duo Marian (Strapaten & Grossillusionen) aufgeführt, fehlt aber im Programm. Andererseits werden die Kleintiere der Tschechin Viktoria (Katzen / Hunde), Steven van Gool (Clown)  sowie das komische Taxi der Gaspars nicht erwähnt.

Die Programmfolge beginnt mit dem Auftritt des Van Gool-Nachwuchses mit Hula-Hoop, tief hängendem Trapez und Kugellauf, gefolgt vom Begrüssungsintro aller Artisten in der Manege. Les Rodriguez (4 Männer) auf dem Hochseil arbeiten danach ihre Darbietung. Neben Seilspringen, Überspringen von zwei Partnern, Seilüberquerung auf Mini-Rad gipfelt ihre Arbeit mit der Überquerung in der Drei-Mann-Pyramide.  Im zweiten Programmteil sehen wir die sympathischen Artisten mit eindrücklichen Tricks am Flugtapez (3-fach-Salto & Passage inklusive). Die Gaspars mit der Rola-Rola, ausgeführt auf einem weissen Flügel, waren vor ein paar Jahren bereits in Genf zu sehen und überzeugen nach wie vor. In ihrem Zweitauftritt kämpfen Sie mit dem eigenwilligen Taxi. Eine Augenweide und für mich einer der Höhepunkte des Programms ist das Duo Babichev (Ukraine) am Trapez. Praktisch ohne Unterbruch arbeitet das Duo schwierige Tricks an ihrem Arbeitsgerät – so richtig zum Geniessen. Nina Babicheva zeigt in einer Zweitnummer Equilibristik auf zwei Alu-Würfeln. Technisch nicht ganz so anspruchsvoll, dafür  für das Auge nicht weniger eindrücklich ist das Luft-Ballett von sechs jungen Damen – eine davon ist Jennifer van Gool, Tochter von Magdalena & Harry – ganz in weiss in Fischernetzen hoch oben am Circushimmel, während unten in der Manege die bereits erwähnten acht Schneeflocken des Ballettes für ein manegenfüllendes Bild sorgen. Adrien van Gool  (Sohn von Adrian jun) lässt mit dem Fass-Springen eine alte Circus-Disziplin auferstehen. Sein Vater Adrian jun und Onkel Harry zeigten vor vielen Jahren die gleiche Arbeit im Circus Nock.  Die Sprünge von Fass zu Fass – zuerst auf gleicher Ebene, dann von einem tieferen Fass in ein höher gestelltes und vom höheren Fass ins dritte, tiefer liegende Fass, bedingen viel Sprungkraft und exakte Bewegungsabläufe. Mit einem gekonnten Scheinsturz weisst der junge Artist auf diese Schwierigkeiten hin und verkauft sich und seine Arbeit sehr gut. Sein Cousin Steven hat sich bereits längere Zeit der Clownerie verschrieben und hat die ersten Sporen im eigenen Unternehmen abverdient. Im Circus Stey konnten seine Spässe auch in der Deutschschweiz schon beklatscht werden. Jahr für Jahr macht der Clown Fortschritte – überzeugen Sie sich in der Saison 2015 beim Circus Royal vom Talent des Nachwuchs-Clowns.

Tiere dürfen in der traditionsbewussten Familie van Gool natürlich nicht fehlen. Diesmal sind drei Tierdarbietungen enthalten. Einerseits die bereits eingangs erwähnte Katzen- und als Zweitnummer des gleichen Paares eine kurze Hundenummer. Vom Circus Royal wurden die sechs Kamele mit ihrer dezenten Laufarbeit engagiert. Vorgeführt werden die Wüstenschiffe von Harry van Gool in seiner ruhigen Art.
Abgerundet wurde die sehenswerte Circus- Show durch den Jongleur Alfio Macaggi, Andri’s Pole-Arbeit und mehrere Auftritte des Balletts.  Erfreulicherweise finden immer wieder ein paar Circusfreunde aus der Deutschschweiz den Weg nach Genf – es lohnt sich auf jeden Fall.

Gespannt sind wir nun auf das nächste Jahr – das 25. Jubiläum des Cirque du Père Noël de Genève.

Text und Fotos: Alfred Reichle