Eindrücke vom CVA Sommerplausch 2022 im Circus Monti
Am Sonntag, 22. August 2022 besuchten über 70 CVA-Mitglieder und Gäste den Sommerplausch im Circus Monti in Basel. Im Talk mit Johannes Muntwyler, dem Circusdirektor, erfuhren die Teilnehmenden spannende Einblicke in die Geschichte des Circus. Nach Auftritten als Clowntruppe "Die 5 Montis" im Circus Olympia und der kurzen Partnerschaft mit dem Circus Medrano entschied die Familie Muntwyler, einen eigenen Circus zu gründen. 1985 ging der Circus Monti ein erstes Mal auf Tournée. 1998 schlug der Circus Monti mit der Dimitri-Inszenierung einen neuen Weg ein. Die von Dimitri geforderte zweimonatige Probezeit, sowie die Investitionen in Licht und Musik bedeuteten für den Circus Monti damals ein grosses Wagnis, das sich allerdings ausbezahlt hat. Die Dimitri-Tournée gilt bis heute als eine der erfolgreichsten Spielzeiten.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein wurde 2004 überwunden, als sich die Frage der Nachfolgeregelung stellte. Geplant war, dass Johannes mit seinem jüngeren Bruder Nik das Unternehmen weiterführen. Nik sah allerdings seine Zukunft vor allem bei der Arbeit mit seinen Pferden und machte sich selbständig. Johannes, dem in der Folge die Circusleitung zugesprochen wurde, konnte allerdings weiterhin auf die grosse Unterstützung seiner Mutter und seiner Geschwister zählen. Auch heute sei der Familienzusammenhalt sehr gross und wichtig. Man unterstütze sich gegenseitig.
2014/15 gab es einen weiteren grossen Entwicklungsschritt. Denn mit der Übernahme von Alfredo Nock's Zeltvermietung stieg Monti in ein neues Geschäftsfeld ein. Zudem entschied Johannes, die Circustournée zu verkürzen, weniger Gastspielorte anzufahren, dafür über einen längeren Zeitraum zu bleiben. Zudem schuf die Familie Muntwyler mit Monti's Variété und den Kulturtagen weitere Standbeine.
Auf die Frage, welche grossen Schritte als nächstes bevorstehen würden, antwortete Johannes, dass nun eine gute Grösse erreicht sei. Ihm gehe es nicht darum, quantitativ weiter zu wachsen. Vielmehr wolle er qualitativ das Niveau halten oder gar noch steigern, was auch sein Sohn Mario unterstrich, der sich vor allem um das Circusgeschäft kümmert. Sein älterer Bruder Tobias ist europaweit für den Zeltverleih zuständig und der jüngere Bruder Nicola betreut die Werkstatt im Winterquartier in Wohlen.
Gestärkt nach einem Imbiss in Monti's Restauration ging es im Anschluss auf eine Backstage-Tour. Der Circus Monti legt grossen Wert auf Sauberkeit im und ums Chapiteau. Tadellos präsentieren sich die Wagen und Zugfahrzeuge. Für die Mitarbeitenden wurde diese Saison ein neuer grosszügiger Esswagen in Betrieb genommen. Die neue Stuhlung mit den Einzelsitzplätzen wurde ebenfalls zu Tournéebeginn ein erstes Mal aufgebaut. Ihre Verladung erforderte neue Transportbehältnisse.
Mit dem Kopf voller Eindrücke und Hintergrundinformationen durften die Sommerplausch-Teilnehmenden schlussendlich der Nachmittagsvorstellung "Contre vents et marées" beiwohnen. Die von Masha Dimitri und Faustino Blanchut ausgedachte Inszenierung spielt in der Wüste und zeigt, dass mit einem unbändigen Willen selbst hohe Hürden, Schwierigkeiten und Widrigkeiten überwunden werden können. Das junge Artistenensemble, das mit einem Minimum an Requisiten auskommt, überzeugte als Kollektiv. Begeistert verliessen die Zuschauenden das Chapiteau und traten den Heimweg an.
Der Circus Monti ist in den Augen vieler unkonventionell. Vielleicht ist gerade dies sein Erfolgsrezept. Dadurch gelang es im wohl, über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte eine sehr treue Monti-Community aufzubauen. In diesem Zusammenhang wandte sich Johannes Muntwyler mit einer Botschaft an die Circusfreunde: Bei der Lektüre der CircusZeitung bedaure er es, dass oft zwischen richtigem und falschem Circus unterschieden werde. Der Circus sei in der Vergangenheit schon immer vielfältig und facettenreich gewesen. Daher wünsche er von den Circusfreunden dann und wann mehr Offenheit für neue Strömungen. Für dieses Statement erntete er grossen Beifall.
Ein grosses Dankeschön gilt der Direktion des Circus Monti, namentlich Johannes Muntwyler und seinem Sohn Mario, für den freundlichen Empfang und die Gastfreundschaft. Danke auch an Simon Tschurr vom CVA-Vorstand für die Organisation des gelungenen Events.
Text: Filip Vincenz, Fotos: Natalia Widorski, Michael Jung